ProSieben-Doku

Alters-Skandal um Youssoufa Moukoko: Neue Doku deckt brisante Details um den Fall auf

Aktualisiert:

von Christian Stüwe
Beim BVB kam der Stürmer auf insgesamt 99 Profi-Einsätze. Mittlerweile läuft Youssoufa Moukoko beim französischen Erstligisten OGC Nizza auf.

Beim BVB kam der Stürmer auf insgesamt 99 Profi-Einsätze. Mittlerweile läuft Youssoufa Moukoko beim französischen Erstligisten OGC Nizza auf.

Bild: ddp | picture alliance / Dennis Ewert/RHR-FOTO | Dennis Ewert/RHR-FOTO


Der jüngste Torschütze der Bundesliga-Geschichte könnte tatsächlich mehrere Jahre älter sein als in seiner Geburtsurkunde angegeben. Die auf Joyn abrufbare Investigativ-Reportage "Tricksen, Schummeln, Täuschen - Das Millionengeschäft mit den Fußballtalenten" legt diesen Verdacht nahe. Joseph Moukoko erklärt außerdem, nicht der leibliche Vater von Youssoufa Moukoko zu sein.


Anfang Oktober lief beim Ligue-1-Spiel zwischen OGC Nizza und Paris Saint-Germain die 77. Minute, als sich Youssoufa Moukoko für seine Einwechslung bereitmachte. "Da haben wir jetzt Youssoufa Moukoko. 19 Jahre alt - zumindest offiziellen Quellen zufolge", sagte Stefan Galler, der die deutsche Übertragung auf dem Streamingdienst DAZN kommentierte.

Wenig später befand sich Galler im Zentrum eines Shitstorms, ihm wurde Rassismus unterstellt. Der Kommentator wurde hart dafür kritisiert, das Alter des derzeit von Borussia Dortmund nach Nizza ausgeliehenen Stürmers infrage gestellt zu haben.

Neu sind die Gerüchte und Spekulationen aber nicht. Seit Moukoko 2017 als "Wunderkind" in die Öffentlichkeit trat und Tor-Rekorde im Jugendbereich pulverisierte, wird immer wieder gemunkelt, dass der bis heute jüngste Spieler und Torschütze der Bundesliga-Geschichte womöglich älter sein könnte.

An dieser Stelle setzt die aufwendige Dokumentation "Tricksen, Schummeln, Täuschen - Das Millionengeschäft mit den Fußballtalenten" an, die am Sonntagabend auf ProSieben lief und jederzeit bei Joyn abgerufen werden kann.

Mehr als ein Jahr lang recherchierten die Investigativ-Journalisten Peter Onneken, Udo Ludwig, Martin Heidemanns und Produzentin Diana Löbl zu dem Thema. In ihrem Film legen sie neue Indizien zu den Ungereimtheiten in Moukokos Biografie vor - und der Verdacht erhärtet sich, dass Moukoko tatsächlich älter ist, unter anderem Namen geboren wurde und nicht der Sohn seines angeblichen Vaters Joseph Moukoko ist.

Youssoufa Moukoko stand für ein Interview nicht zur Verfügung

Die Journalisten interviewen in dem Film prominente Gesprächspartner wie den früheren Bundesliga-Manager Reiner Calmund, Sport-Kommentator Béla Réthy, Trainer Alexander Nouri, sowie ehemalige Mitspieler, Spielerberater, Trainer und Freunde der Familie Moukoko. Nur Youssoufa Moukoko selbst stand nicht für Fragen der Reporter zur Verfügung.

Für ihre Recherche reisten die Macher der Reportage auch nach Yaoundé, wo Moukoko seiner Geburtsurkunde zufolge am 20. November 2004 als Sohn des in Deutschland lebenden Joseph Moukoko auf die Welt kam. In der Hauptstadt Kameruns soll er bei seinen Großeltern aufgewachsen und ausschließlich als Straßenfußballer aktiv gewesen sein.

Die Gerüchte um den Nachwuchsspieler sind kein Einzelfall

Joseph Moukoko holte seinen Sohn im Herbst 2014 nach Hamburg. Dort begann er im Alter von neun Jahren in der Jugend des FC St. Pauli mit dem Fußballspielen.

Der Film berichtet über die in vielen afrikanischen Ländern offensichtlich gängige Praxis, das Alter von Nachwuchsspielern zu manipulieren. So wurden Anfang 2023 vor einem Qualifikationsspiel der kamerunischen U17-Nationalmannschaft 21 Spieler aus dem Kader gestrichen, weil sie einen Alterstest nicht bestanden hatten.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube.

Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.

Joseph Moukoko: "Wir haben ihn vier Jahre jünger gemacht"

Der brisanteste Teil der Dokumentation ist ein Gespräch der Investigativ-Journalisten mit Joseph Moukoko in einem Restaurant, das mit versteckter Kamera gefilmt wurde. Aus einem Gedächtnisprotokoll wird nachgesprochen, was Moukoko Senior, der mittlerweile mit Youssoufa Moukoko zerstritten ist, an dem Abend gesagt haben soll:

"Ich habe ihm in Yaoundé eine falsche Geburtsurkunde machen lassen. Damit bin ich dann zur Botschaft gegangen, habe ihm einen Pass besorgt und ihn dann als meinen Sohn mit nach Deutschland genommen", zitieren die Filmemacher Moukoko. Und: "Er ist eigentlich am 19. Juli 2000 geboren. Wir haben ihn vier Jahre jünger gemacht."

Gezeigt wird auch eine eidesstattliche Erklärung von Joseph Moukoko, die den Filmemachern vorliegt. Darin bezeugt er, nicht der leibliche Vater des Fußball-Profis zu sein und dass dessen offizielles Geburtsdatum nicht stimmt.

Sind Youssoufa Moukokos Rekorde hinfällig?

Sollte sich bestätigen, dass Youssoufa Moukoko vier Jahre älter ist, wären seine Rekorde als jüngster Spieler und Torschütze in der Bundesliga hinfällig, ebenso die Fritz-Walter-Medaillen in Gold von 2017 und 2019.

Er hätte nicht für die Jugendteams von St. Pauli oder Borussia Dortmund spielen dürfen, geschweige denn für die DFB-Juniorenteams.

Die Dokumentation "Tricksen, Schummeln, Täuschen - Das Millionengeschäft mit den Fußballtalenten" könnte die Altersdebatte um Moukoko neu entfachen.


;