Unterwegs mit Stock und Hut

"Auf der Walz - Drei Jahre und ein Tag": Das passiert auf den Wanderungen wirklich

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von teleschau

Im Film "Auf der Walz - Drei Jahre und ein Tag" bricht Zimmerin Maria (Ronja Rath) zur Walz auf. Weißt du, was bei der Walz wirklich geschieht?

Bild: ARD Degeto Film/Constantin Telev


Schwarze Kleidung und ein robuster Wanderstock: Früher begegnete man Handwerker:innen auf Wanderschaft noch häufiger als heute. In "Auf der Walz - Drei Jahre und ein Tag" wagt es die junge Zimmerin Maria dennoch und lernt dabei fürs Leben. Aber was genau ist die Walz?


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"Das ist die wahre Freiheit"

"Du muss dir das so vorstellen: Du und die Straße. Und brauchst du was, dann arbeitest du. Und brauchst du nichts, dann lässt du's. Du bist keinem Rechenschaft schuldig außer dir selbst. Das ist die wahre Freiheit." Cem (Sohel Altan Gol) weiß, wovon er spricht. Der Handwerker ist schon seit Jahren auf der Walz. Zu Beginn des ARD-Freitagsfilms steht er in der Schreinerei von Volker (Oliver Stokowski) und bittet um einen kurzzeitigen Job.

Volkers Tochter Maria (Ronja Rath) ist fasziniert von Cems Lebensweise. Die junge Frau ist selbst gelernte Zimmerin und soll die väterliche Firma demnächst übernehmen. Außerdem wird sie bald ihren Freund Steffen (Silas Breiding) heiraten, ein Haus bauen und Mutter werden. Zumindest haben das Volker und Steffen so geplant. Durch die Begegnung mit Cem erkennt Maria allerdings: Das sind ja gar nicht meine eigenen Pläne! Kurzentschlossen folgt sie Cem auf die Walz. Denn die hat in Handwerkerkreisen Tradition.

Lehr- und Wanderjahre der Handwerker

Walz ist ein anderer Begriff für Wanderjahre oder Gesellenwanderung. Bis ins 18. Jahrhundert mussten fertig ausgebildete Handwerksgesellen auf die Walz gehen, um ihre Meisterprüfung ablegen zu dürfen. Drei Jahre und einen Tag lang, so wie es der Untertitel des ARD-Films verrät. Unterwegs sollten die jungen Handwerker:innen neue Erfahrungen und Kenntnisse erlangen. Heute hier, morgen dort.

Heute ist die Walz längst nicht mehr Pflicht für das Ablegen der Meisterprüfung. Aber trotzdem hat sie noch immer Tradition in Deutschland. Aktuell sind geschätzt zwischen 450 und 600 Handwerker:innen auf Wanderschaft. Nur etwa zehn Prozent davon sind Frauen. Einige Wandergesell:innen gehen auch länger als drei Jahre und einen Tag auf die Walz. So wie "Altgeselle" Cem im Film.

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Mit Stock und Hut, aber ohne Handy

Bis heute erkennt man Handwerker:innen auf Wanderschaft an ihrer traditionellen Kluft. Sie besteht aus schwarzen Cord- oder Samtanzügen mit schwarzen Westen, weißen Hemden, großen schwarzen Hüten und geschwungenen Wanderstöcken, auch Stenz genannt.

Die besondere Herausforderung für Wandergesell:innen: Sie müssen sparsam leben. Es ist Teil der Tradition, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Selbst Werkzeug haben die Wandergesell:innen meistens nicht dabei, denn das wird ihnen an ihren jeweiligen Arbeitsstätten gestellt. Cem und Maria helfen in "Auf der Walz - Drei Jahre und ein Tag" unter anderem ein paar Tage auf einer Baustelle beim Dachdecken eines Hauses.

Handys sind den Handwerker:innen auf Wanderschaft ebenso untersagt wie eigenes Geld. Auf der Walz lebt man von der Hand in den Mund. Öffentliche Verkehrsmittel sind unerwünscht, eigene Autos sowieso. Trampen ist auf der Walz aber erlaubt.

Die Walz erweitert den Horizont

Cem erzählt Maria im ARD-Film, dass er auf seiner Wanderung, die ihn bis nach Südamerika führte, sehr viel gelernt habe. Nicht nur handwerklich, sondern vor allem über die Menschen. Aber auf der Walz kann man auch viel über sich selbst lernen. Es ist ein entschleunigtes Leben, in dem man beim Wandern Zeit zum Nachdenken hat.

Für Maria wird die Reise im Film auch eine Reise zu sich selbst. Was möchte sie eigentlich im Leben und wie kann sie ihre eigenen Pläne umsetzen und mit denen ihres Vaters und ihres Freundes in Einklang bringen? Möchte sie überhaupt noch mit Steffen zusammen sein?

Das alles erfährst du am Freitag, 15. August, 20:15 Uhr, im ARD-Livestream auf Joyn.


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