Der nächste beste internationale Film?
"In die Sonne schauen": Deutscher Oscar-Kandidat 2026 steht fest
Aktualisiert:
von Lars-Ole Grap, dpaDie Vorauswahl unter den deutschen Beiträgen zur 98. Verleihung der Oscars wurde getroffen.
Bild: picture alliance / Photoshot | -
Wer vertritt Deutschland bei den Oscars 2026 in der Kategorie "Bester internationaler Film"? Die Entscheidung steht fest: Von fünf sehr unterschiedlichen Produktionen auf der Shortlist hat sich ein bewegendes Drama durchgesetzt.
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Die neue deutsche Film-Hoffnung heißt Mascha Schilinski. Die 41-jährige Berlinerin geht mit ihrem kunstfertigen Drama "In die Sonne schauen" ins Rennen um den Oscar für den besten internationalen Film.
Alles rund um die Oscars 2025 auf einen Blick
Bei den Filmfestspielen Cannes, wo die 41-jährige Regisseurin mit dem Preis der Jury ausgezeichnet wurde, gab es teils hymnische Besprechungen, gerade auch von der internationalen Kritik. "Kino ist ein zu kleines Wort für das, was dieses weitläufige und doch intime Epos in seiner ätherischen, verstörenden Brillanz erreicht", schrieb etwa das US-Branchenmagazin "Deadline". Was macht den Film so besonders?
Davon handelt der deutsche Vertreter "In die Sonne schauen"
Erzählt wird von vier Frauen, die zu unterschiedlichen Zeiten auf einem Bauernhof in der Altmark leben. Es geht um Alma (1910er-Jahre), Erika (1940er), Angelika (1980er in der DDR) und Nelly (2020er). Im Voice-over erzählen die Protagonistinnen ihre Gedanken. Es geht um Beobachtungen, aus denen häusliche Gewalt, verdrängte Sehnsüchte oder vererbte Traumata sprechen.
Durch wiederkehrende Motive und besondere Klänge werden die Geschichten der vier Frauen miteinander verbunden. Die Kamera bleibt oft in der Perspektive der Mädchen, blickt durch Schlüssellöcher oder angelehnte Türen.
Wie kam es, dass Schilinski sich für diese Art des Erzählens entschieden hat? "Ich glaube, dass mich am Filmemachen am meisten Atmosphären interessieren", sagte die Berlinerin der Deutschen Presseagentur in Cannes. "Und vielleicht auch traumähnliche Strukturen oder Filme, die sich wie Träume anfühlen. Die komplett real sind, aber einen auch an Orte katapultieren, wo man so noch nicht gewesen ist."
⚠️ ACHTUNG, SPOILER-ALARM!
Dieser Artikel verrät dir erste Handlungs-Details aus dem Film "In die Sonne schauen".
Nichts für schwache Nerven: Es geht um Sexualität, Tod, Traumata
Da ist zum Beispiel Alma, verkörpert von der neunjährigen Hanna Heckt. Sie ist von ihrer jung gestorbenen Schwester besessen, deren Todesporträt auf einer Anrichte der Eltern steht. Das Foto sieht sie sich immer wieder an. Später muss sie miterleben, wie sich eine andere Schwester in den Tod stürzt - eine verzweifelte Reaktion darauf, dass sie bei ihrem Nachbarn als Magd anfangen soll und davor, so wird angedeutet, in einer schmerzhaften Prozedur zwangssterilisiert wurde.
Einen ihrer Brüder schubsen ihre Eltern vom Heuschober, damit er nicht in den Krieg muss - er verletzt sich dabei so stark, dass sein Bein amputiert werden muss. Seine Nichte Erika (Lea Drinda) entwickelt eine erotische Faszination für ihn, bindet sich etwa selbst das Bein ab und stiehlt heimlich seine Krücken.
Lena Urzendowsky - einer der jungen Stars der deutschen Kinolandschaft - verkörpert Angelika. Sie spielt mit dem sexuellen Interesse ihres Onkels, weil sie auf ihn angewiesen ist, um der ländlichen Abgeschiedenheit in die nächstgrößere Stadt zu entfliehen.
Diese Filme standen außerdem auf der deutschen Shortlist
1. Das Drama "Amrum"
Mit dabei ist Fatih Akins Insel-Drama "Amrum", in dem Diane Kruger in der Hauptrolle zu sehen ist. Neben ihr spielen unter anderem Matthias Schweighöfer, Detlev Buck und Laura Tonke mit.
Das Drama behandelt die letzten Kriegstage und welche Probleme die "neue Welt" bereithält.
Ab dem 9. Oktober kannst du "Amrum" im Kino sehen.
Mehr Infos zum Film:
Weltkriegsfilm "Amrum": "Soul Kitchen"-Regisseur Fatih Akin überrascht bei Filmfestspielen in Cannes.
2. Eine deutsche Doku: "Riefenstahl"
Ebenfalls zur Auswahl stand das Dokumentarfilm-Highlight "Riefenstahl". Es erzählt die Geschichte der umstrittenen NS-Regisseurin und wurde von Sandra Maischberger produziert, Regie führte Andres Veiel. Der Regisseur wurde bereits mehrfach für "Riefenstahl" ausgezeichnet. Beim 81. Internationalen Filmfestival von Venedig 2024 erhielt er den Premio Cinema & Arts für den besten Film.
Außerdem wurde "Riefenstahl" mit dem Gilde-Filmpreis 2024 als bester Dokumentarfilm geehrt und gewann den Großen Preis der Jury in der Kategorie "Dokumentarfilm" beim 14. Valenciennes Film Festival.
3. Wieder ein Kriegsfilm: "Der Tiger"
Nachdem "Im Westen nichts Neues" bei den Oscars 2023 abräumte, hätte dieses Jahr wieder ein deutscher Kriegsfilm ins Rennen gehen können. Denn komplettiert wird die Favoriten-Liste vom Kriegsfilm "Der Tiger" von Dennis Gansel, eine Amazon-Eigenproduktion. Neben seiner Arbeit fürs Kino - er inszenierte unter anderem international den Actionfilm "Mechanic: Resurrection" mit Jason Statham - machte sich Regisseur Dennis Gansel auch im Serienbereich einen Namen. So zeichnete er bei insgesamt elf Episoden der gefeierten Serie "Das Boot" verantwortlich.
5. "Cranko": Biopic Made in Germany
Auch das Biopic "Cranko" mit Sam Riley in der Hauptrolle hatte Chancen. Joachim Lang führte nicht nur Regie, sondern verfasste auch das Drehbuch. In seinem Film zeichnet er ein vielschichtiges Porträt des Ausnahmechoreografen John Cranko - von dessen unerschütterlicher Leidenschaft für den Tanz über persönliche Krisen und Selbstzweifel bis hin zu Affären, künstlerischer Sensibilität und beeindruckender Durchsetzungskraft. Das Biopic zeigt das kurze, intensive Leben eines Mannes, der mit klarer Vision und großem Talent die Welt des Balletts nachhaltig prägte.
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