"Uncovered" mit Thilo Mischke

"Uncovered": Japans Isolations-Trend - Einsamkeit und die Suche nach alternativer Nähe

Aktualisiert:

von Claudia Frickel

Nur knapp die Hälfte der Menschen in Japan fühlt sich geliebt. Auch mit ihren Beziehungen und ihrem Liebesleben sind die Japaner:innen sehr unzufrieden. Ist das ein Grund, warum Frauen lieber bezahlen, damit sich ein Mann einen Abend lang umsorgt? Thilo Mischke gibt in "Uncovered" einen Einblick in Host-Clubs.

Menschen in Japan sind weniger glücklich mit ihren Beziehungen

Beziehungen und das Liebes- und Sexleben kommen in Japan nicht gerade gut weg – jedenfalls, wenn eine internationale Befragung recht hat. Mehr als 24.000 Menschen aus 31 Ländern sollen bei der Ipsos-Studie einordnen, wie glücklich sie in Liebesdingen sind.

Für Japan fällt das Ergebnis erschreckend aus: Bei der Zufriedenheit mit ihrem Liebes- und Beziehungsleben landet das Land auf dem 31. und damit letzten Platz. Nur 37 Prozent sagen, dass sie darüber happy sind. Besonders auffällig: Jüngere Generationen sind in Japan sogar noch unzufriedener damit als ältere Menschen.

Zum Vergleich: Bei den Spitzenreitern Indien und Mexiko sind 76 Prozent der Befragten zufrieden mit Beziehungs- und Sexleben. Deutschland landet mit 54 Prozent übrigens auf Rang 25.

Bei dem Gefühl, geliebt zu werden, sieht es noch schlimmer aus: Gerade mal 51 Prozent der Japaner:innen empfinden das – auch hier ist das Land Schlusslicht. In Kolumbien und Peru fühlen sich jeweils 86 Prozent geliebt, in Deutschland immerhin 72 Prozent.

Aber warum ist das so? Die Meinungsforscher:innen erklären die Unzufriedenheit teilweise mit der "Persönlichkeit der Japaner:innen". Sie hätten oft Schwierigkeiten, "ihre Gefühle und Einstellungen in romantischen Zusammenhängen auszudrücken".

Durch lange Arbeitszeiten und hohen Leistungsdruck haben Menschen häufig weniger Zeit füreinander. Darüber hinaus sind die Geschlechterrollen im Land nach wie vor oft stark von traditionellen Vorstellungen geprägt. Trotz der gesetzlichen Gleichstellung sind Männer meist Hauptverdiener und Frauen übernehmen die Hausarbeit. Viele japanische Männer sprechen "ziemlich grob" mit ihren Ehefrauen, wie der Journalist Jake Adelstein in Thilo Mischkes "Uncovered"-Reportage erzählt. Er kennt Japan in- und auswendig, denn er lebt seit 30 Jahren im Land.

Das ist keine Gesellschaft, in der man Partnerinnen viele Komplimente macht

Jake Edelstein

In der Sendung geht es um sogenannte Host-Clubs in Tokio: Das sind Etablissements, in denen Frauen dafür bezahlen, dass Männer ihnen das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein. Die Hosts machen den "Prinzessinnen", wie sie sie nennen, viele Komplimente und umsorgen sie – einen Abend lang. Die Reportage von Thilo Mischke kannst du jetzt auf Joyn kostenlos streamen.

Diese Alternativen zu traditionellen Beziehungen gibt es in Japan

Wer in Japan keine klassische Beziehung haben will, geht andere Wege. Viele bleiben allein. Hikikomori werden Menschen genannt, die sich sogar komplett zurückziehen und oft ihre Wohnungen kaum mehr verlassen.

Aber auch alternative Beziehungsformen gewinnen zunehmend an Bedeutung. Freundschafts-Ehen sind Partnerschaften, die auf Freundschaft statt auf Romantik oder Sexualität basieren.

Andere gehen dagegen digitale Beziehungen ein, aber nicht mit Menschen, sondern beispielsweise mit KI-Avataren.

Und dann sind da noch die Host- und Hostess-Clubs: Frauen beziehungsweise Männer führen dort Gespräche, flirten und bekommen emotionale Aufmerksamkeit – aber sie müssen dafür bezahlen. Das dient als eine Art temporäre und unverbindliche Ersatzbeziehung.

In "Uncovered. Gekaufte Liebe - die geheime Welt der Host-Clubs in Tokio" zeigt dir Thilo Mischke, wie es in den Host-Clubs zugeht, wer dort arbeitet und wer nach Nähe sucht. Du erfährst alles über inszenierte Zuneigung und die Kehrseiten. Streame die Reportage oben!


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