Provokation mit Haltung

Kultserie mit Biss: Warum "South Park" nach 28 Jahren weiter begeistert

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von Annalena Graudenz

Seit Jahren seziert "South Park" Politik und Alltag: bissig, derb und urkomisch.

Bild: Comedy Central


Kaum läuft die neue Staffel von "South Park" an, sorgt die Serie für Schlagzeilen und nimmt offen die amerikanische Innenpolitik auf die Schippe. Das offizielle X-Konto des US-Heimatschutzministeriums nutzte kürzlich ein Standbild aus einem aktuellen Trailer - vermutlich zum Unmut der Serienmacher.

Zurzeit ist immer wieder von der Einwanderungs- und Zollbehörde ICE zu hören. Erst kürzlich machte "Superman"-Darsteller Dean Cain von sich reden, weil er sich als Abschiebungs-Beamter bewerben wollte. Nun hat die kontroverse Behörde ein Bild aus einem "South Park"-Trailer zu Werbezwecken für die eigene Homepage verwendet. Dort befinden sich Jobangebote für eben jene Stellen als Abschiebungshelfer:in und Kriminalermittler:in. Eine ironische Pointe, wenn man bedenkt, dass die Serie selbst gerade die Behörde ins satirische Visier genommen hat.


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Szenen werden in letzter Minute fertiggestellt

Das Bild stammt aus einem Teaser zur zweiten Folge der 27. Staffel. Dort patrouillieren ICE-Beamte gemeinsam mit der Figur Mr. Mackey durch die fiktive Kleinstadt. Diese kurze Sequenz knackte innerhalb von nur einer Woche die Millionenmarke auf YouTube. Ob die Szene aber tatsächlich in der Folge zu sehen sein wird, bleibt abzuwarten. Denn die Serienschöpfer Trey Parker und Matt Stone sind bekannt dafür, Episoden in letzter Minute umzuschreiben, um so aktuell wie möglich zu bleiben.

Die Staffel selbst startete am 27. Juli mit einer krawalligen Trump-Kritik und bewies einmal mehr, dass "South Park" auch nach fast drei Jahrzehnten nicht bereit ist, leise zu sein. Seit dem 13. August 1997 produzieren Parker und Stone ihre teils derbe Animations-Serie. Schon der Titel der ersten Episode "Cartman und die Analsonde" machte klar, dass hier kein Blatt vor den Mund genommen wird. Von Anfang an sprachen die beiden Macher den Großteil der Figuren selbst ein, auch viele weibliche Charaktere.

Auch wenn es in Deutschland einige Jahre gedauert hat, bis die Serie im TV zu sehen war, wurde sie zum internationalen Erfolg. Aufgrund der expliziten Sprache wurde hier sehr viel länger gezögert, bis die Folgen über die Bildschirme flimmerten. Heute lassen sie sich fast zeitgleich zur US-Ausstrahlung auch bei uns streamen.

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Ewiger Spagat zwischen Derbheit und Tiefgang

Apropos Streaming: 2008 setzten Parker und Stone Maßstäbe, indem sie alle Episoden kostenlos ins Netz stellten. Ein revolutionärer Schritt für die damalige Zeit. Sie waren selbst davon genervt, sich neue Folgen ihrer Lieblingsserien auf fragwürdige Wege zu beschaffen.

"South Park" war schon immer mehr als nur Fäkal-Humor. Wer die politischen und gesellschaftlichen Bezüge nicht versteht, verpasst oft die besten Pointen. Von "Over Logging" (Staffel 12), in der die Welt ohne Internet zusammenbricht, bis zu "Make Love, Not Warcraft" (Staffel 10), einer liebevollen Parodie auf die Gamer-Kultur - die Serie hat immer wieder Episoden geschaffen, die Kultstatus erlangt haben. Wobei es sich lohnt, sich tagesaktuell über die politischen Ereignisse - insbesondere in den USA - zu informieren, um die Serie wirklich zu verstehen.

Vor allem in den letzten Jahren hat sich der Ton subtil verändert. Statt wie heute mittlerweile oft üblich, blutige Gewalt zu zeigen, schrauben Parker und Stone brutale Szenen zurück und setzen dafür vermehrt auf fortlaufende Storylines über ganze Staffeln hinweg. Und trotz fortlaufender Erzählstränge schaffen sie es, aktuelle Geschehnisse zu integrieren.

Mehr als ein Relikt der 90er-Jahre

Vor allem, weil die Serie sich wandelt, bleibt sie am Puls der Zeit. Weniger Episoden pro Staffel bedeuten zwar weniger spontane Reaktionen, doch die Präzision wächst. Wenn "South Park" einen gesellschaftlichen Nerv trifft - wie jetzt bei ICE oder Donald Trump - dann sitzt der Treffer umso präziser. Die Serie ist viel mehr als ein Relikt der 90er-Jahre. Sie ist ein aktiver und bissiger Chronist unserer Zeit.


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