Erste Schritte im DC-Universum
Heldenhaft: "Smallville" machte mich zum Superman-Fan
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von lnfWer ist noch mal Superman? Ist das nicht einer von den Avengers? Ach ne, der ist doch der Freund von Wonder Woman, oder? Solche Nachfragen unserer Autorin wurden oft genug mit verwirrten und fassungslosen Blicken gestraft. Höchste Zeit für sie, sich mit Clark Kent und Co. auseinanderzusetzen.
Überzeug dich selbst von "Smallville":
Irgendetwas muss die Leute ja an dem Mann aus Stahl und seinen Freunden begeistern, sonst gäbe es ja kein gutes Dutzend Filme über sie, sonst wäre der erste Superman-Comic keine drei Millionen Euro wert und sonst würde sich auch nicht jeder zweite kleine Junge zu Fasching in einen blauen hautengen Einteiler quetschen. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf war ich auf der Suche nach einer neuen Serie – und fand "Smallville".
Pilot: Wie ich zu "Smallville" kam
Das DC Extended Universe hat mich bis auf Harley Quinns Haarroutine bislang ziemlich kaltgelassen. Ich war nicht interessiert an Bat-, Aqua- und erst recht nicht an Superman – ich meine, ein Muskelprotz, der fliegen kann und Strumpfhosen trägt? Nicht so mein Typ.
Zur Information: Ich bin weiblich, in meinen frühen Mittzwanzigern und Single. Und vielleicht hat mich in erster Linie der zugegeben ansehnliche Tom Welling aus dem Jahr 2001 überzeugt, mit der Serie "Smallville" anzufangen. Die erzählt gewissermaßen die Geschichte der gleichnamigen Kleinstadt irgendwo in Kansas und damit die von Clark Kent, dem zukünftigen Superman. Soweit ich weiß.
Wie erwähnt, habe ich im Übrigen keine Ahnung, wer sämtliche andere Charaktere in der Serie sind oder zu wem sie werden. Bei meiner vorausgehenden Recherche verwirrte und spoilerte mich gleichermaßen schon der erste Wikipedia-Absatz. Denn in "Smallville", so steht es da, "nimmt die Beleuchtung der Beziehung zum späteren Gegenspieler Lex Luthor einen maßgeblichen Raum ein" Aha, gut zu wissen.
Werden so Superman-Fans geboren?
Nach der ersten Folge war ich nicht schlecht beeindruckt. Regisseur James Marshall hatte es innerhalb knapp 50 Minuten geschafft, einem blutigen Superman-Noob wie mir zu erklären, woher Clark Kent kommt (Spoiler: aus dem Himmel!?), dass er seine Kräfte schon immer hatte und davon etwa genauso wenig versteht wie ich. Mir wurde auch klar, dass er nicht der einzige Übermächtige in diesem Kaff ist und dass die meisten anderen auch nicht so richtig wussten, wie sie damit umzugehen hatten. Dass Clark schon in der ersten Folge zum Lokal-Helden wurde, erschien daher wie ein Zufall.
Nach der zweiten und dritten Folge, in denen wieder jeweils ein Schurke plattgemacht wurde, begann ich mich zu fragen, wie sie es geschafft haben, zehn Staffeln zusammenzubekommen. "Wenn das so weitergeht, wird Smallville bald zu No-ville", dachte ich.
Ein holpriger Start
Jedes Mal schien es nach dem gleichen Konzept abzulaufen: Clark findet etwas über seine Superkräfte heraus, Smallville-Bewohner:in entpuppt sich als Schurk:in, unschuldiges Opfer wird auserwählt, Schurk:in greift an, Clark kommt ihm oder ihr in die Quere, besiegt ihn, Opfer gerettet.
Und Clark wurde so offensichtlich zum Helden gemacht: immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, jemanden zu retten – egal wen. Selbst den eingebildeten Freund seines Traummädchens sieht er aus seinem brennenden Auto. Dabei sieht er jedes Mal aus wie ein treudoofer Welpe, denn er weiß ja eigentlich gar nicht, was er da macht. Aber immer ist jemand da, der seine Heldentat mit ungläubigen, bewundernden Blicken quittiert. Das hat meinen recht seidenen Geduldsfaden schon sehr weit gespannt, aber nicht weit genug, um zu reißen.
Und das ganz nebenbei, denn hauptsächlich lebt er den "ganz normalen" Highschool-Wahnsinn zwischen seinen besten Freunden, arroganten Footballspielern und hübschen Cheerleaderinnen. Am Ende kommt noch ein geheimnisvoller Ausblick auf die Mysterien, die sich in der nächsten Folge auftun werden – Abspann.
Wieso weiterschauen?
Zugegeben: Es dauerte etwas, aber letztendlich wurde ich dennoch zum "Smallville"-Fan. Warum?
Ich bin ein Kind der 2000er und ich liebe die Ästhetik der Filme aus dieser Zeit: das leicht körnige Bild, die übersättigten Farben, nicht zu vergessen die Klamotten der Protagonisten (mein Favorit: Chloés Kunstfell-Trenchcoat!). Ich kenne die Lieder, die im Hintergrund spielen, und hätte fast vergessen, dass es sie gibt – Nostalgie pur!
Ich muss zugeben, dass die Special Effects gar nicht so schlecht sind – dafür, dass sie älter sind als ich. Die Laserschwerter in den älteren "Star Wars"-Filmen hätte man auch mit Neon-Röhren aus dem Baumarkt tauschen können, so unecht sahen sie aus. Aber was Explosionen und vom Kryptonit verkrampfte Hände angeht, war das Visual Effects-Team bei "Smallville" echt auf Zack. Gut, so mancher Feind flog durch Clarks Angriff schon ein bisschen unrealistisch weit. Aber dieser kleine Makel zahlt einerseits mit auf das Nostalgie-Konto ein, andererseits reden wir hier von Supermans Schlagkraft!
Ich legte irgendwann die Einstellung ab, es doof zu finden, dass in jeder Folge ein neuer Schurke auftritt. Stattdessen begeisterte ich mich dafür, dass sich jemand so viele Gedanken zu Superkräften gemacht hat – das zeugt von einer enormen Fantasie! Dieser "Smallville"-Zauber hat mich angesteckt. Ich gehe jetzt mit offenerem Blick durch die Welt, überlege, was ich machen würde, wenn ich Feuer mit meinen Gedanken kontrollieren könnte (Marshmallows rösten zum Beispiel) und ob der Typ im Supermarkt das Gummibärchen-Regal vielleicht deswegen so anstarrt, weil er mit seinem Röntgenblick herausfinden will, in welcher Tüte die meisten Roten sind. Es mag kindisch sein, aber ist es manchmal nicht befreiend, auch mal wieder Kind zu sein?
Dazu kommt: Superman ist Kult und gehört damit zur Allgemeinbildung. Das wurde mir mittlerweile oft genug gesagt und während ich mich früher dagegen gewehrt habe, ist das ab jetzt meine Ausrede dafür, auch die restlichen neun Staffeln anzuschauen – ohne schlechtes Gewissen, dass es keine Dokumentation ist, mit der ich meinen Abend verbringen könnte. Auch wenn es nicht Bingewatching-Liebe auf den ersten Blick war, muss ich mich an der Stelle outen: Ich bin Superman-Fan!