Gleichberechtigung in der Medizin
Gender Health Gap: Deshalb hat Frausein öfter Nebenwirkungen
Aktualisiert:
von Carina N.M.Forschende und Mediziner:innen setzen sich dafür ein, die Lücke durch geschlechtergerechte Medizin zu schließen.
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"Gender Health Gap" - schon mal gehört? Wenn nicht, geht's dir so wie 70 Prozent der Befragten in Deutschland. "taff" erklärt, was hinter dieser medizinischen Lücke steckt und warum sie gefährlich sein kann - vor allem für Frauen.
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Definition: Gender Health Gap - was ist das?
Der "Gender Health Gap", also die geschlechtsspezifische Gesundheitslücke, beschreibt ein Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern in der Medizin. Diese Lücke zieht sich durch alle medizinischen Bereiche: angefangen von der Forschung über die Diagnose bis hin zur Behandlung. Es sind zwar auch Männer davon betroffen - etwa, wenn es um die Diagnose psychischer Erkrankungen geht. Besonders stark zeigt sich die tückische Lücke aber bei Frauen und geschlechtsdiversen Menschen. Sie kann zu falschen oder fehlenden Diagnosen und Behandlungen führen.
Warum ist das so? "Männer waren in der Medizin lange unter sich und haben die Forschung auch dementsprechend betrieben", erklärt Prof. Dr. Mandy Mangler im "taff"-Beitrag. Sie ist Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtsmedizin und plädiert für geschlechtergerechte Medizin. Aus ihrer Sicht entstand der Gender Health Gap auch dadurch, dass Frauen historisch lange vom öffentlichen Leben und dem Medizinstudium ausgeschlossen waren. Tatsächlich wurden Medikamente in der Vergangenheit größtenteils an Männern getestet, und bis heute überwiegen "männliche" Symptome als Beschreibung für viele Krankheiten.
Nun aber weiß man: Es gibt in der Medizin Unterschiede zwischen den Geschlechtern, die nach differenzierten Diagnosen und Behandlungen verlangen. Deshalb setzen sich immer mehr Forschende und Mediziner:innen dafür ein, die Lücke durch geschlechtergerechte Medizin zu schließen.
Wir dachten die ganze Zeit: Frauen, das sind ja kleine Männer. Aber das ist wissenschaftlich nicht korrekt.
Studien & Statistiken aus der Forschung
Untersuchungen zeigen, dass Frauen häufiger als Männer Psychopharmaka erhalten - obwohl sie gar nicht psychisch, sondern körperlich krank sind.
21 Prozent der Frauen fühlten sich laut einer aktuellen Studie von Ärztinnen und Ärzten schon einmal nicht ernst genommen. Bei den Männern sind es 13 Prozent.
Über die Hälfte der Ärztinnen und Ärzte schließen laut der Studie nicht aus, selbst schon einmal falsche Diagnosen aufgrund des Gender Health Gaps gestellt zu haben.
Frauen müssen im Schnitt länger auf eine Diagnose warten als Männer, weil ihre Beschwerden teils auf Regelschmerzen, Menopause oder Schwangerschaft zurückgeführt werden.
Dr. Prof. Mangler verweist im Beitrag auf weitere alarmierende Studien: Frauen mit Schmerzen warten durchschnittlich länger in der Notaufnahme als Männer.
Sie kriegen demnach auch weniger häufig Schmerzmittel und ihre Schmerzen werden nicht so oft gemessen wie die von Männern.
Außerdem erhalten sie Krebsdiagnosen im Schnitt sogar 2,5 Jahre später als Männer - und haben während Operationen schlechtere Überlebenschancen. Vor allem dann, wenn sie vom anderen Geschlecht operiert werden.
Stell dir vor, du fühlst dich chronisch erschöpft und bekommst über Jahre hinweg die Diagnose "Mutter". Dabei stecken hinter den Symptomen nicht bloß schlaflose Nächte und Alltagsstress, sondern ernsthafte Erkrankungen. Im Beitrag über den Gender Health Gap erzählen Betroffene ihre Geschichte. Stichwort "Medical Gaslighting" - was das ist und wie du es erkennst, erfährst du ebenfalls bei "taff".
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In allen Bereichen der Medizin ist es wichtig, den Aspekt Geschlecht mitzudenken.
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