Gebührenverschwendung?
2. ESC-Halbfinale heute im Livestream: Wie viel zahlt Deutschland wirklich für den Wettbewerb?
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Nemo gewann beim letzten ESC in Malmö. Damit holte er den ESC 2025 in sein Heimatland Schweiz.
Bild: 2024 Getty Images/Martin Sylvest Andersen
Ist der ESC Verschwendung von Gebührengeldern? Der Vorwurf kommt beinahe jedes Jahr, vor allem wenn die Platzierung des deutschen Beitrags enttäuschend war. Also Butter bei die Fische: Wie teuer ist die Teilnahme am "Eurovision Song Contest"? Hier gibt es den Livestream zum 2. Halbfinale.
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Je schlechter das Ergebnis des deutschen ESC-Beitrags, desto lauter die Kritik. "Das ist rausgeworfenes Geld!", "Deutschland muss zahlen und die anderen schieben sich die Punkte zu". So und so ähnlich hieß es immer dann, wenn die deutschen Teilnehmer:innen beim ESC-Finale mal wieder unter ferner liefen landeten.
Grund zur Klage gab es in den letzten Jahren ausreichend. Bei bislang 68 ESC-Finals wurde Deutschland zehnmal Letzter. Innerhalb der letzten 20 Jahre allerdings sechsmal. Für diese Interpret:innen aus Deutschland meinte es das Sanges-Schicksal richtig schlecht: Gracia (2005), No Angels (2008), Anna Sophie (2015), Jamie-Lee (2016), Malik Harris (2022), Lord of the Lost (2023).
Und jedes Mal wurden Sinn und Zweck der kostenintensiven Teilnahme infrage gestellt. Aber ist Deutschland wirklich der "Zahlmeister des ESC"? Antwort: Jein!
Gebührenverschwendung? Je schlechter die deutsche Platzierung, umso lauter die Klage
Fakt ist, dass die sogenannten "Big Five"-Länder (Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Großbritannien) am meisten für den "Eurovision Song Contest" zahlen. Diese Gebührenzahlungen an die den Wettbewerb veranstaltende European Broadcasting Union (EBU) sind im Falle der "Big Five" tatsächlich höher als bei anderen Ländern. Dafür aber ersparen sich die Interpreten dieser fünf Länder auch die Mühlen des Halbfinals - Künstler:innen aus den "Big Five" sind für das Finale gesetzt.
Die Startgebühr für den ESC 2024 in Malmö kostete Deutschland 454.905 Euro. Das ist die zweithöchste Summe (nach den 473.000 Euro aus dem Jahr 2023), die Deutschland bislang zahlte.
Und 2025? Die renommierte "Berliner Morgenpost" berichtet von dieser aktuellen Summe, die der NDR zahlen soll: "Wie unsere Redaktion vom NDR erfuhr, beträgt die Startgebühr in diesem Jahr 472.277 Euro." Die Zeitung fügt hinzu: "Damit gehört Deutschland tatsächlich zu den Top-Geldgebern."
Eine knappe halbe Million dafür, dass man gerne mal Letzter wird? Das klingt happig. Andererseits ist der ESC die größte Musikshow der Welt. Und was die übertragende ARD angeht, kriegt sie für diesen Preis nicht eine, sondern drei Shows, denn die Halbfinals sind im Preis der "Startgebühr" mit drin. Insgesamt rund acht Stunden Fernseh-Spektakel.
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ESC kostet deutlich weniger als Fußball
Auch die anderen "Big Five"-Länder zahlen kräftig. Mit den genauen Summen rücken die wenigsten heraus. Aber Spanien etwa zahlte 2022 302.000 Euro. Im Vergleich dazu fallen die 150.000 Euro, die Griechenland für den ESC 2023 zahlte, tatsächlich deutlich geringer aus. Dass die Teilnahmegebühren so unterschiedlich hoch sind, hat etwas mit dem Umlagesystem der EBU zu tun: Jedes Vollmitglied der Rundfunkunion wird aufgrund seiner Reichweite und dem Nutzungsgrad von Eurovisionsangeboten (also auch von Nachrichtenbildern und Sportübertragungen) einem Punktewert zugeordnet. Auf der Basis dieser Punktewerte werden die Gesamtkosten für Gemeinschaftsproduktionen auf die einzelnen Teilnehmerstaaten umgelegt.
2016 zahlten die Schweizer nur 63.500 Euro. Davon werden die Schweizer dieses Jahr nur träumen können. Denn sie richten nach dem Sieg von Semo 2024 in Malmö das diesjährige Spektakel in Basel aus. Und: Am teuersten kommt der ESC dem Gastgeberland. Laut Bericht von "Eurovision.de" zahlt die EBU dem Ausrichterland nur einen Sockelbetrag von rund 6 Millionen Euro. Den Rest muss der Gastgeber selbst aufbringen, vor allem durch Sponsoren und Werbung. Die Rede ist von 10 bis 20 Millionen Euro. Rein aus Kostenaspekten ist es also gar nicht so schlecht, nicht zu gewinnen.
Eine "Tatort"-Folge ist teurer als das ESC-Finale
Stellt sich die Frage nach Kosten und Nutzen. Da wird dem ESC hierzulande auch oft Unrecht getan. Denn: Die Produktion einer "Tatort"-Folge kostet laut ARD-Angaben 1,5 Millionen Euro. Vom Quotenerfolg, im Schnitt 8 Millionen Zuschauer, liegen eine Folge des Krimi-Flagschiffs und die Übertragung des ESC-Finales aber gleichauf.
In Großbritannien beschäftigte sich der britische Wirtschaftswissenschaftler Stephen Boyle mit dem ESC 2016. Sein Ergebnis: Dessen Gesamtkosten von rund 14,3 Millionen Euro, die das schwedische Fernsehen als reine Produktionskosten für alle drei Shows in Stockholm veranschlagt habe, entsprachen den Kosten für die Übertragungsrechte eines Fußballspiels aus der britischen Premier League. Kollegen aus Spanien bezifferten eine Sendeminute ESC 2015 auf 791 Euro, eine Sendeminute eines Fußball-Europameisterschaftsspiels 2016 dagegen auf 21.600 Euro Kosten.
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Allerdings laufen neben der ESC-Startgebühr weitere Kosten auf. Hinzu kommen unter anderem zum Beispiel Ausgaben für den Auftritt wie Kosten und Gagen für Tänzerinnen und Tänzer, Bühnen-Outfits und Choreografen, Produktionskosten für das ESC-Rahmenprogramm wie den ESC-Countdown im Ersten, Honorare für Mitarbeiter in Basel sowie Ausgaben für deren Unterbringung und Verpflegung. Was hierfür bislang ausgegeben wurde, gab der zuständige NDR in den Vorjahren nicht bekannt.
Bekannt ist aber, dass Spanien 2023 als Startgebühr 302.000 Euro zahlte. Die Kosten für das "Drumherum", das man zusätzlich investieren musste, betrugen 380.000 Euro. Nimmt man das als Beispiel und rechnet Pi mal Daumen hoch, dürfte der ESC in Basel für die ARD weniger als eine Million kosten. "Tatort: Basel" käme dem Ersten also billiger als "Tatort: Münster".
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