Überraschendes Ende

Konflikt eskaliert: Warum wird der Krimi "Weserblut" eingestellt?

Aktualisiert:

von Peter Falan P.

Der Krimi "Weserblut" wurde bereits Ende 2023 in Hannoversch Münden fertiggedreht.

Bild: stock.adobe.com / Torsten Lorenz


"Weserblut" sollte ein neues Highlight im deutschen Crime-Kosmos werden. Die Geschichte um die Produktion hat sich selbst zum Krimi entwickelt: Denn das Projekt, angeblich für eine Ausstrahlung im ZDF vorgesehen, wurde eingestellt. Und das, obwohl der Film längst abgedreht ist.

Produktion wird beendet, aber warum?

Der Krimi "Weserblut" wird nicht weiterproduziert. Dabei wurden die Hauptdreharbeiten zum Kriminalfilm in der Drei-Flüsse-Stadt Hannoversch Münden in Niedersachsen bereits im November 2023 nach 26 Drehtagen abgeschlossen.

Im vergangenen Oktober meldete die Produktionsfirma Manija Insolvenz an - und der Krimi um den Krimi begann. Mit Try Us GmbH fand sich zwar eine neue Produktionsfirma. Die aber stieß im Bemühen, das Projekt zu einem guten Abschluss zu bringen, auf enorme Schwierigkeiten. Jetzt hat Geschäftsführer Matthias Kampmann den Stecker gezogen. Aus der geplanten Ausstrahlung im ZDF dürfte also nichts werden.

Einer der Gründe seien nachträgliche und zu hohe Gehaltsforderungen von Darsteller:innen, wie Kampmann auf Anfrage der Tageszeitung "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (HNA) mitteilte.


Das sagt der Verantwortliche der Produktionsfirma

Try-Us-Chef Kampmann erklärte, dass einige Agenturen der Darsteller:innen bei den Verhandlungen nach der Pleite von Manija plötzlich deutlich höhere Gagen gefordert hätten.

Kampmann: "Der Distributor, mit dem wir in Kontakt über die Veröffentlichung des Films standen, konnte unsere Annahme über die Forderungen von horrenden Gagen für ein Projekt dieser Größenordnung auch nur bestätigen."

Nachdem Kampmann mit seiner Firma das Ruder übernommen hatte, habe man alles versucht, "die Produktion wohlwollend zu einem positiven Abschluss zu bringen". Das hätten die "utopischen neuen Gagenforderungen und parallele Zahlungsforderungen ohne jegliche Verpflichtung zum Nachdreh" letztlich unmöglich gemacht. Um kein Geld zu verbrennen und das Projekt unrentabel werden zu lassen, habe er die Reißleine ziehen müssen.

"Es ist wirklich schade um das Projekt", fügte der Unternehmer hinzu. "Man muss hier auch einfach die Kirche im Dorf lassen, denn die Vermarktungsmöglichkeit eines privat finanzierten Krimis ohne Beteiligung von TV-Sendern oder Förderanstalten ist leider nur begrenzt."

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"Weserblut"-Schauspieler reagiert auf die Vorwürfe

Eugen Bauder streitet die Anschuldigungen des Try-Us-Chefs ab. Der "Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen" berichtet der 39-Jährige, er habe einer reduzierten Gage von 850 Euro pro Drehtag zugestimmt - in der Film-Branche nach Tarifvertrag die übliche Mindestgage. Die Entscheidung begründet er folgendermaßen:

Diese Entscheidung habe ich bewusst getroffen, weil ich an das Projekt geglaubt habe, weil ich das Team unterstützen wollte.

Eugen Bauder

Diese Gehaltsabmachung wurde jedoch laut ihm nicht eingehalten. Statt der vereinbarten 20.000 Euro für den gesamten Drehblock, bekam er lediglich 5.000 Euro, was einer umgerechneten Tagesgage von ungefähr 125 Euro entspräche.

Nachdem er die restliche Summe in Rechnung gestellt hatte, informierte ihn die Produktionsfirma, dass er nicht bezahlt werden könnte. Diese Vorgehensweise empfand der Darsteller "als respektlos und zutiefst enttäuschend" - vor allem da er jetzt beschuldigt wird, "überzogene Gagenforderungen" zu stellen. Für ihn war die Forderung also keineswegs "überzogen", sondern schlicht der Anspruch auf das, was er "unter professionellen Bedingungen" verdient hätte.
Diese Erfahrung sei für den "Woodwalkers"-Star "auf vielen Ebenen belastend: menschlich, finanziell und professionell" gewesen.

Wer von den Parteien auch immer recht hat, fest steht, dass "Weserblut" nicht ins Kino kommen wird. Wer trotzdem Lust auf Krimi-Serien mit Lokalkolorit hat, findet reichlich Alternativen. Auf Joyn gibt es etliche Staffeln von "Heiter bis tödlich", in denen Teams aus verschiedenen Regionen zusammen ermitteln. Außerdem: "SOKO Leipzig" sowie sechs Einsätze des Duisburger Kult-Cops "Schimanski", 17 Staffeln der Ostsee-Serie "Küstenwache", "Großstadtrevier" aus Hamburg, "Watzmann ermittelt" aus Berchtesgaden und "Der letzte Bulle".


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