Trash-Kult

Uwe Boll: Der "schlechteste deutsche Regisseur" dreht einen neuen Film

Aktualisiert:

von Lars-Ole Grap

Filmemacher Uwe Boll hat sich, wie schon so oft, für sein nächstes Projekt von einem bekannten Blockbuster inspirieren lassen.

Bild: picture alliance / dpa | Privat; picture alliance / PictureLux/Sony Pictures | R4820


Der deutsche Regisseur Uwe Boll spaltet seit Jahren die Filmwelt und hat sich mittlerweile einen ganz eigenen Ruf erarbeitet - irgendwo zwischen Kult und Chaos. Jetzt meldet sich der streitbare Regisseur mit einem neuen Zombie-Projekt zurück.

Uwe Boll: Der Mann, der mit Kritikern boxt und manchmal Filme dreht

Uwe Boll ist so etwas wie das Enfant terrible des internationalen Kinos - ein deutscher Regisseur, Produzent und Drehbuchautor, der seit Jahrzehnten mit seinem ganz eigenen Mix aus Größenwahn, Trotz und unerschütterlichem Selbstbewusstsein durch die Filmbranche pflügt.

Geboren 1965 in Wermelskirchen, studierte er zunächst Literaturwissenschaft und Betriebswirtschaft, bevor er sich dem widmete, was ihn wirklich reizte: dem Filmemachen. Abgelehnt von Filmhochschulen stieg Boll als Autodidakt ein - und das merkt man seinen Werken auch an, im Guten wie im Schlechten.

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Witzfigur oder Kult-Regisseur?

Bekannt wurde er vor allem durch seine unerschütterliche Leidenschaft, Videospiele zu verfilmen - darunter "House of the Dead" (2003), "Alone in the Dark" (2005), "BloodRayne" (2005) oder "Far Cry" (2008). Die Fans der Games fanden seine Werke allerdings selten großartig - und die Filmkritiker:innen schon gar nicht. Viele seiner Filme tauchten regelmäßig in Listen der "schlechtesten Filme aller Zeiten" auf, und die Razzies, auch bekannt als die Anti-Oscars oder Goldene Himbeere, zeichneten ihn 2009 sogar mit einem Sonderpreis für das "schlechteste Lebenswerk" aus - eine Ehrung, die vor ihm seit über zwanzig Jahren niemandem mehr zuteilgeworden war.

Doch Boll wäre nicht Boll, wenn er das einfach hingenommen hätte. Als ihn Kritiker immer wieder als "schlechtesten Regisseur der Welt" verspotteten, forderte er sie kurzerhand zum Boxkampf heraus - und gewann. Fünfmal. In einem Interview 2016 bezeichnete er sich lakonisch als "meistgehasste Person im Internet oder in dieser Filmwelt". Aber wirklich zu stören schien ihn das nie.

Uwe Bolls Comeback: Der Mann, der einfach nicht aufhört Filme zu drehen

Tatsächlich ist Bolls Karriere mehr als nur ein Kuriosum der Filmgeschichte. Der Mann hat über 30 Filme gedreht, oft mit überschaubarem Budget, aber unermüdlicher Energie. Er nutzte geschickt Schlupflöcher, um in Kanada und den USA zu produzieren, und schaffte es so, immer wieder auch größere Namen vor die Kamera zu holen - von Jason Statham über Ben Kingsley bis zu Christian Slater. Und auch das oft verrissene Epos "Schwerter des Königs - Dungeon Siege" mit Burt Reynolds als König zählt dazu.

Als 2016 der DVD-Markt einbrach, erklärte Boll seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft. "Der Markt ist tot. Du verdienst kein Geld mehr mit Filmen, weil der DVD- und Blu-ray-Markt weltweit um 80 Prozent eingebrochen ist", sagte er damals im Interview mit "Metro". Stattdessen wollte er sich dem Vertrieb widmen und startete sogar eine eigene Streaming-Plattform.

Doch auch das war nicht das letzte Kapitel seiner Filmkarriere. 2020 kündigte Boll - Überraschung! - sein Comeback an. Und tatsächlich erschien 2024 sein Krimidrama "First Shift", das von zwei gegensätzlichen NYPD-Beamten erzählt. Allerdings folgte prompt der nächste Skandal: Berichte über unfaire Arbeitsbedingungen am Set machten die Runde.

"23 Years Later: Return to Zombie Island": Uwe Boll plant Crowdfunding für neues Zombie-Sequel

Man hätte meinen können, Uwe Boll habe mit seinen früheren Crowdfunding-Erfahrungen endgültig geschlossen. Doch weit gefehlt. Der selbst ernannte "meistgehasste Regisseur der Welt" meldet sich kürzlich mit einem neuen Projekt zurück - und bittet diesmal wieder die Fans um Unterstützung. Sein neues Projekt soll den Titel "23 Years Later: Return to Zombie Island" tragen - ein Nachfolger zu seinem berüchtigten "House of the Dead" von 2003.

Auf seiner Website kündigt Boll das Projekt gewohnt direkt an: "Jetzt dreht Sony mit Paul Anderson (ja... dem sehr schlechten Regisseur... nicht dem guten) einen neuen 'House of the Dead'. Und durch das 60-Millionen-Dollar-Budget und weitere 40 Millionen fürs Marketing entsteht weltweit ein neuer Hype. Das schafft für mich die Möglichkeit, meine Originalrechte neu zu lizenzieren - und auch Geld mit einem neuen Film zu machen, namens '23 Years Later: Return to Zombie Island'."

Die Idee dahinter? Typisch Boll: "Ich will die Toten aus meinem Film als Zombies zurückbringen - Ona Grauer, Will Sanderson, Tyron Leitso, Clint Howard, Elisabeth Rosen und vielleicht sogar 'Das Boot'-Kapitän Jürgen Prochnow." Der Plot klingt dabei erst mal nach klassischem Trash: Der einzige Überlebende des ersten Films, Rudy (Jonathan Cherry), kehrt zurück, um seine Tochter und ihre Freunde zu retten - eine Gruppe "sexy, alberner, campy, notgeiler junger Erwachsener", wie Boll es beschreibt. Sie reisen gegen Rudys Warnung auf die abgesperrte Insel - und was zunächst wie ein "Love Island"-Wochenende aussieht, endet natürlich als "Zombie Island". Boll verspricht eine Rückkehr zu praktischen Effekten.

Wir gehen zurück zu altmodischem Gore und echten Bluteffekten - fast kein CGI. Und wir werden die Fans zurückgewinnen und diesen Truthahn, den Anderson abliefern wird, zerstören.

Uwe Boll, Regisseur

Kann das klappen?

Gedreht werden soll im März 2026 - wenn die Finanzierung steht. Und genau da kommt das Publikum ins Spiel: Boll ruft zum Crowdfunding auf. Dabei verliefen seine bisherigen Versuche in dieser Richtung alles andere als erfolgreich. 2013 wollte er über Kickstarter 500.000 Dollar für "Postal 2" sammeln - heraus kamen etwa 30.000. Ein Jahr später brachte seine Indiegogo-Kampagne für "Rampage 3" nur knapp über 6.000 kanadische Dollar ein. Nach dem dritten Fehlversuch 2015 platzte ihm der Kragen: In mehreren Wutvideos wetterte Boll gegen Crowdfunding-Plattformen und erklärte, "nie wieder" um Fan-Geld zu bitten.

Jetzt, gut zehn Jahre später, sieht er es offenbar anders - und wagt einen neuen Versuch mit Zombies, viel Blut und gewohnt großem Selbstvertrauen. Und vielleicht ist es auch genau das, was Uwe Boll ausmacht: Er bleibt ein Filmemacher, der einfach nicht aufhört, auch wenn sein Publikum ihn nicht immer unterstützt. Aber genau deshalb kann es sich für Fans von Trashfilmen lohnen, seine Filme anzuschauen - trotz oder gerade auch wegen aller handwerklichen Schwächen. Bolls Filme bieten etwas, das in Hollywood rar geworden ist: Unverfälschtheit. Boll filmt, was ihn bewegt, ohne Rücksicht auf Mainstream-Erwartungen. Seine Filme sind roh, oft übertrieben, manchmal geschmacklos, aber immer mit einer klaren Haltung.

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