Fakten gegen Fiktion

Beruht "The Ministry of Ungentlemanly Warfare" auf wahrer Begebenheit?

Aktualisiert:

von Anne O.

"The Ministry of Ungentlemanly Warfare"  basiert auf den Erlebnissen des britischen Kommandanten Gus March-Phillips (Bild im Kreis). Im Film wird der Kriegsheld von Henry Cavill (Mitte) gespielt.

Bild: United Kingdom Government / IMAGO / Landmark Media


Der Guy-Ritchie-Action-Knaller "The Ministry of Ungentlemanly Warfare" verspricht im Vorspann: "Nach einer wahren Begebenheit". Das ist angesichts der verrückten, teils satirischen Kriegskomödie kaum zu glauben. Wie viel Wahrheit wirklich in der Inszenierung steckt.

Worum geht's im Guy-Ritchie-Blockbuster

Im Jahr 1941, während des Zweiten Weltkriegs, steht Großbritannien unter massivem Druck durch deutsche U-Boote. Die versenken nämlich britische und amerikanische Versorgungs-Schiffe im Nordatlantik. Um die U-Boot-Flotte der Nazis zu schwächen und die USA zum Kriegseintritt zu bewegen, beauftragt Premierminister Winston Churchill eine streng geheime Spezialeinheit.

Diese bunt zusammengewürfelte Truppe aus sehr eigenwilligen, aber talentierten Außenseitern rund um Gus March-Phillipps (Henry Cavill) ist dafür bekannt, gegen die Konventionen des Krieges zu verstoßen. Sie zögern nicht, sich die Hände schmutzig zu machen. Ihre Top-Secret-Mission, "Operation Postmaster", führt sie auf die Insel Fernando Po vor der Westküste Afrikas. Dort sollen sie Versorgungs-Schiffe für die deutschen U-Boote in einem neutralen Hafen sabotieren. Die Mission läuft - wie so oft in Guy-Richie-Filmen - nicht ganz nach Plan und die Undercover-Crew muss improvisieren.

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Die historische Vorlage für den Guy-Ritchie-Film

"Operation Postmaster" wurde 1942 tatsächlich durchgeführt. Es handelte sich dabei um eine britische Kommando-Aktion, um Versorgungs-Schiffe aus einem Hafen in Westafrika zu stehlen. Die Aktion war diplomatisch heikel, da sie in neutralen Gewässern stattfand.

Der Kriegs-Journalist Damien Lewis hat diese geheime Mission in "Churchill's Secret Warriors: The Explosive True Story Of The Special Forces Desperadoes Of WWII" detailliert aufgeschrieben und 2014 veröffentlicht. Ein alternativer Titel lautete angeblich "The Ministry of Ungentlemanly Warfare" - wie der inoffizielle Spitzname des Teams. Guy Ritchie nutzte das Buch als Vorlage für seine gleichnamige Action-Komödie. Übersetzt bedeutet der Titel übrigens in etwa "Das Ministerium der unkultivierten Kriegführung".

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Wenn wahre Vorbilder zu Leinwand-Helden werden

Die Hauptfiguren des Action-Spektakels basieren ebenfalls auf echten historischen Persönlichkeiten: Gus March-Phillipps (Henry Cavill) war tatsächlich der Kopf der Spezialeinheit, die die Operation durchführte. In Wirklichkeit hieß sie allerdings Small Scale Raiding Force (SSRF) oder No. 62 Commando. Sie war Teil der von Winston Churchill gegründeten Special Operations Executive (SOE), die Sabotageakte und Spionage hinter den feindlichen Linien durchführte.

March-Phillipps galt als charismatischer und wagemutiger Offizier. Schauspieler Henry Cavill sagte gegenüber der Infotainment-Organisation "Screenrant", dass er die Rolle nicht als klassisches Biopic-Rolle angelegt habe. Vielmehr sei es ihm darum gegangen, folgende Fragen zu stellen: "Wer ist diese Person? Wie war sie? Was hat sie angetrieben?"

Auch den Kommandosoldaten Anders Lassen (im Film gespielt von Alan Ritchson) gab es wirklich. Der dänische Offizier war bekannt für seine beeindruckende körperliche Stärke und seine Faszination für Messer. Er galt als einer der höchstdekorierten Soldaten des Zweiten Weltkriegs und wurde mehrfach für Tapferkeit, besondere Verdienste und herausragende Leistungen ausgezeichnet.

Ein weiterer realer Kommandosoldat, der an der Operation beteiligt war, ist Geoffrey Appleyard - im Film verkörpert von Alex Pettyfer.

So nah ist die Filmhandlung an den wirklichen Ereignissen

Der zentrale Handlungsstrang des Films, die "Operation Postmaster", fand 1942 wirklich statt. Der reale Plan sah jedoch von Anfang an vor, die Schiffe zu stehlen und sie nicht, wie im Film zunächst gezeigt, in die Luft zu sprengen.

Zudem hat Guy Ritchie der Geschichte seine humoristische Handschrift verliehen.  Auch wenn die Kriegs-Thematik äußerst ernst ist, kombiniert der "Sherlock Holmes"-Regisseur Gewalt und Action gekonnt mit schwarzem Humor und cleveren Dialogen. So war es damals bestimmt nicht die größte Sorge von Hitlers Feinden, dass sie - sollte er sein Reich ausbreiten - bald "seine Bratwürste essen und seine Lederhosen tragen" müssten, wie Marjorie Stewart (Eiza González) ironisch anmerkt.

Auch der Umgang mit den historischen Figuren ist nicht immer faktengetreu: Obwohl Anders Lassen ein gefeierter Kriegsheld war, wird im Film seine Schlagzahl an getöteten Nazis ins Absurde gesteigert. So mahnt Gus March-Phillipps vor einer Befreiungsaktion auf La Palma: "Wir sind zu viert und stehen etwa 60 Feinden gegenüber. Das macht 15 für jeden. Lassen, nicht zu gierig werden!" Churchills Männern gegenüber betont er, dass Lassen in seiner Jugend mit Bären gekämpft habe - und 100 verschiedene Arten kenne, einen Menschen umzubringen. Viele davon sind im Film zu sehen.


Zeit, Bilanz zu ziehen

Der wohl größte Unterschied zwischen Leinwand-Adaption und historischem Event ist der sogenannte Body Count, also die Anzahl an getöteten Personen. Es gibt zwar keine offizielle Zählung, aber Action-Fans sind sich einig: Der Film hat den höchsten Body Count in Ritchies Karriere hat und übertrifft klar seine früheren Gangsterfilme wie "Bube, Dame, König, grAS" oder "Snatch: Schweine und Diamanten".

Die tatsächliche Operation war nicht so blutig wie in "The Ministry of Ungentlemanly Warfare" dargestellt. Die Kommando-Einheit stieß auf relativ geringen Widerstand und konnte die Schiffe erfolgreich kapern - ohne eine große Schießerei.

Guy Ritchies Kriegskomödie übernimmt also die Grundstruktur und die realen Figuren aus Lewis' Buch. Sie ist dabei allerdings weniger historisches Drama als vielmehr spannender Abenteuerfilm. Die tatsächliche Operation war bei Weitem nicht so actionreich, ihre strategische Bedeutung hingegen enorm.

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