Die tiefste Stimme Deutschlands
Es ist ihr 48. Einsatz: Hier verabschiedet sich "Tatort"-Star Mechthild Großmann
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von teleschauEin letzter Blick zurück: Mechthild Großmann verabschiedet sich mit "Tatort: Die Erfindung des Rades" von ihrer Rolle als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm.
Bild: WDR/Frank Dicks
Der Countdown läuft: Mit ihrem 48. Einsatz als Staatsanwältin Klemm beendet Mechthild Großmann in "Die Erfindung des Rades" ihre 23-jährige "Tatort"-Karriere. Aber zur Ruhe setzen will sich die 76-Jährige noch lange nicht.
Sieh Mechthild Großmann das letzte Mal als Staatsanwältin Wilhelmine Klemm im ARD-Livestream auf Joyn
Man weiß immer, was man hatte, wenn es nicht mehr da ist. Das wird, was den Münsteraner "Tatort" angeht, nach dem Weggang von Mechthild Großmann genauso sein. 23 Jahre lang, vom ersten Fall des Ermittlerduos Boerne (Jan Josef Liefers) und Thiel (Axel Prahl) an, spielte sie die kettenrauchende Staatsanwältin Wilhelmine Klemm. Auch wenn sie ihre Rolle als schicke und gleichzeitig burschikose Chefin von Thiel selbst als "kleine Zubringerrolle" bezeichnete, so wurde sie doch zu einem der heimlichen Stars.
Es ist kaum vorstellbar, aber bald Realität: Am Sonntag, 7. Dezember, ist Großmann im "Tatort: Die Erfindung des Rades" ab 20:15 Uhr im Ersten und per Livestream auf Joyn letztmals als Staatsanwältin Klemm zu sehen.
Mechthild Großmann ist ein echter Tanzprofi
Ihr markantestes Markenzeichen ist akustisch. Ihre Stimme ist so rauchig und tief, dass es nicht verwundert, dass Kommissar Thiel sie im ersten Münster-"Tatort" ("Der dunkle Fleck", gesendet am 20. Oktober 2002) für einen Mann hielt. Natürlich zog Großmann am Set eine Menge Zigaretten durch - aber die tiefe Stimme rührt nicht daher. Sie sagte selbst, sie habe die sonore Stimme schon als Kind gehabt und die sei auch darauf zurückzuführen, dass sie fast keine Stirn- und Kieferhöhlen habe.
Großmann kam - welch schöner Zufall - in Münster zur Welt, aber es dauerte, bis sie - fiktiv - in ihre Geburtsstadt zurückkehrte. Zunächst sah es nämlich so aus, als würde Großmann, viertes Kind einer Übersetzerin und Kaufmanns, als Tänzerin Karriere machen. Sie besuchte das katholische Mädchengymnasium Marienschule, hatte früh Ballettunterricht und tanzte professionell. Dann aber zog sie nach Hamburg und machte eine Schauspielausbildung.
Mechthild Großmann nahm über 40 Hörbücher auf
Großmann debütierte 1969 am Bremer Theater am Goetheplatz und spielte dort und später in Stuttgart und Bochum jede Menge starke Frauenrollen. Zudem war sie von 1976 bis 2001 Mitglied und starke Stütze des Tanztheaters Pina Bausch.
1980 gab sie in Fassbinders Serie "Berlin Alexanderplatz" ihr TV-Debüt. Seither war sie an 43 Produktionen beteiligt, war unter anderem in Serien wie "Der Fahnder", "Ein Fall für zwei" und "Adelheid und ihre Mörder" sowie in Filmen wie "Mutterglück", "Zwerg Nase" oder "Prinz Himmelblau und Fee Lupine" zu sehen. Im Historiendrama "Die Päpstin" von Sönke Wortmann gab sie die Erzählerin.
Ihre markante Stimme setzte sie außerdem als Synchronsprecherin ("Die Unglaublichen" als Edna "E" Mode) und in über 40 Hörbüchern ein.
Letzter "Tatort" enthüllt ein Liebesgeheimnis von Staatsanwältin Klemm
Die Rolle der Wilhelmine Klemm machte sie einem breiteren Publikum bekannt und beliebt. Bei der Premiere ihres letzten "Tatort"-Einsatzes, für den in Münster fünf Kinosäle ausgebucht wurden, wurde sie verabschiedet, wie es sich für eine Legende des Formats gehört. Axel Prahl huldigte ihr sogar auf Knien. ChrisTine Urspruch, die Boernes Assistentin Silke "Alberich" Haller darstellt, würdigte ihre baldige Ex-Kollegin ebenfalls: "Mit Mechthild zu arbeiten war ein Geschenk für uns alle. Und ohne zu viel zu verraten. Ihr Abschied aus Münster wird ein Geschenk für die Zuschauer."
Denn im letzten Fall wird es für Staatsanwältin Klemm ungewohnt persönlich: Sie kennt den Hauptverdächtigen. Der hatte ihr nämlich - was bislang keiner wusste - vor Jahren einen Heiratsantrag gemacht. Und auch wenn sie weiß, dass er "sicher kein Heiliger" sei, so ist sie felsenfest überzeugt, dass ihr Ex kein Mörder ist. Sie bittet Thiel, den Fall nochmal genau unter die Lupe zu nehmen.
Ist eine Rückkehr von Staatsanwältin Klemm denkbar?
Privat war Großmann lange mit dem Regisseur Stephan Meyer zusammen, der unter anderem den Krimi "Die achte Todsünde: Gespensterjagd" (2000) und die "Tatort"-Folge "Mörderspiele" (2004) mit ihr inszenierte. Beide haben eine 1991 geborene Tochter.
Großmann, die in Hamburg lebt, hört zwar mit dem "Tatort" auf, nicht aber mit der Schauspielerei. Sie wird demnächst richtig viel Theater machen, wörtlich. Unter anderem und neben vielen Lesungen wird sie im Februar und März in "Das Vermächtnis" spielen. Und zwar - endlich kehrt sie real zurück - im Schauspielhaus Münster.
Zudem gibt es gute Nachrichten für ihre "Tatort"-Fans. Denn Schauspielkollege Axel Prahl verriet: "Sie hat ja auch angeboten, dass sie sich unter gewissen Umständen auch vorstellen könnte, mal als Überraschungsgast wieder dabei zu sein. Das fände ich zum Beispiel großartig!"
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