Ein Interview über Männlichkeit

Henning Baum in "Der Letzte Bulle": Passt die raue Art von Mick Brisgau noch in die heutige Zeit?

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von teleschau

Ab 24. November wieder im Dienst: Henning Baum alias "Der letzte Bulle" Mick Brisgau.

Bild: Sat.1 / Martin Rottenkolber


Nach elf Jahren Pause kehrt Henning Baum als Ermittler Mick Brisgau auf den Bildschirm zurück. Ein rauer Typ, der nicht lange fackelt. Ist ein "ganzer Kerl" heute noch zeitgemäß? Im Interview äußert sich der Schauspieler zum Comeback des "letzten Bullen".


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"Irgendwo im Pazifik, 16.847,98 Kilometer südwestlich von Essen": Mick Brisgau jagt im türkisfarbenen Wasser mit dem Speer nach Fischen. Nackt. Lange, zottelige Haare. An Land erst mal 'ne Zigarre und Klimmzüge an den Bäumen des kleinen Eilands. Ein Dinosaurier? Die Karikatur eines veralteten Männerbildes? Oder doch irgendwie ein ganzer Kerl, wie es ihn häufiger geben sollte?

Mit dieser Szene startet die sechste Staffel von "Der letzte Bulle". Elf Jahre, drei Monate, acht Tage nach seinem Flugzeugabsturz wird der Ermittler seines Einsiedler-Daseins im Paradies indes überdrüssig. Und hat Glück: Ein Schiff nimmt ihn auf. Zurück im Ruhrpott hat sich einiges geändert. Brisgau eckt mit seiner provokanten Art erst mal an.

Henning Baum spielte im April 2010 erstmals die Rolle des Polizisten "mit Ecken und Kanten". Die bisher letzte Episode lief indes im April 2014. Im Interview mit dem Mediendienst "teleschau" sprach der Schauspieler jetzt über ein Männlichkeitsbild im Wandel der Zeiten.


"Der letzte Bulle" ist zurück: Henning Baum ist ein Freund von "gesunder Robustheit"

Mick Brisgau muss sich in Staffel 6 zunächst damit arrangieren, dass die Uhren mittlerweile anders ticken als vor elf Jahren. Den Wandel hat Henning Baum Schritt für Schritt erlebt. "Gerade in der aktuellen Diversitätsdebatte muss jeder stärker darauf achten, was er oder sie sagt - noch mehr als vor 15 Jahren", so der gebürtige Essener.

Ist ein Typ wie Brisgau also mittlerweile out? Baum sieht es differenziert. "Mick provoziert bewusst, um Informationen zu bekommen - das ist Taktik", so der Darsteller gegenüber der "teleschau". Gleichzeitig handele er immer aus einer klaren inneren Haltung heraus. "Sein Wertekompass ist eindeutig und zeitlos, deshalb lässt er sich auch nicht verunsichern von gesellschaftlichen Debatten oder Sprachregelungen."

So eine "gesunde Robustheit" legt der Schauspieler allen Männern ans Herz. "Freundlichkeit ist wichtig, aber ständige Empfindlichkeit führt nur zu Gejammer und Waschlappentum - das kann's ja nicht sein." Letztlich gehe es darum, "wie wir miteinander umgehen - egal, ob wir Männer oder Frauen sind: Mit Freundlichkeit, Offenheit, Warmherzigkeit und Respekt lebt es sich leichter". Das sei seit Hunderten von Jahren so und werde auch so bleiben, meint Henning Baum.

"Wer sich wie ein A... benimmt, der gehört gemaßregelt, unabhängig vom Geschlecht"

Auch in ihm selbst stecke "ausreichend" Mick Brisgau, um sich als Mann "in der heutigen Gesellschaft behaupten zu können", so der Schauspieler. Die Debatte um "Männlichkeit" werde grundsätzlich zu emotional und zugespitzt geführt. "Was soll Männlichkeit denn sein? Für mich bedeutet sie Verantwortung, Selbstdisziplin, Willenskraft - und auch die Fähigkeit, den eigenen Willen mal zurückzustellen", argumentiert der 53-Jährige.

Ein Mann brauche ein klares Wertegerüst, getragen von universellen Werten wie Nächstenliebe und Schutz für sich und andere. Wer Männlichkeit fest mit dem Begriff "toxisch" verknüpfe, mache es sich zu einfach. "Ich finde, wer sich wie ein A....loch benimmt, der gehört einfach gemaßregelt, unabhängig vom Geschlecht. Punkt. Das hat nichts mit Männlichkeit zu tun. Wir sollten es einfach nennen, wie es ist: furchtbar schlechtes Benehmen."

"Männlichkeit birgt einen Schatz"

Männlichkeit berge einen Schatz, genau wie Weiblichkeit, sagt Henning Baum im "Teleschau"-Interview. Er selbst sehe sich indes keineswegs rund um die Uhr als besagter "echter Mann". "Das wäre ich gern, aber ich bin ja selbst meine eigene Baustelle. Wie jeder mache ich Fehler und brauche innere Führung", gesteht der Darsteller.

Dass er aufgrund seiner Rolle als "Der letzte Bulle" als harter Hund gesehen werde, stört ihn derweil nicht. "Ich als Henning Baum bin nicht wirklich von Bedeutung - man muss nicht alle Seiten von mir kennen." Er liebe es, zu arbeiten und zu wirken und dies möglichst gut zu machen - "was mir sicher nicht immer gelingt".

Dass er mit seiner Art auch bei Teenagern und jungen Erwachsenen gut ankommt, freut Henning Baum. Hin und wieder wurde er in der Vergangenheit schon angesprochen. "Die fanden das cool, so Typen wie mich. Vielleicht, weil es das heutzutage nicht mehr so oft gibt. Offenbar sprach sie diese Geradlinigkeit an." Wenn er ihnen einen Rat geben solle, dann wäre es dieser: "Junge, dann fang an. Herzlichen Glückwunsch. Dann leg' erst mal das iPhone weg und guck nicht auf den Bildschirm, sondern guck in die Welt."

Kann sich Henning Baum auch eine siebte Staffel von "Der letzte Bulle" vorstellen?

Der Darsteller hätte übrigens nichts dagegen, wenn es mit Mick Brisgau auch nach der 6. Staffel weiterginge. "Mir würden genug Geschichten einfallen - und das Spielen mit den Kollegen hat so viel Spaß gemacht, dass ich das sehr begrüßen würde."

Erst mal dürfen sich die Fans ab nächster Woche auf acht neue Folgen freuen. "Der letzte Bulle" läuft ab 24. November jeweils montags in einer Doppel-Episode ab 20.15 Uhr bei SAT.1. Zur selben Zeit kannst du die Abenteuer im kostenlosen Stream auf Joyn anschauen.


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