Rettung unter Extrembedingungen
"Galileo: Real Survivor": "Ohne Licht ist man verloren" - Interview mit einem Höhlenretter
Aktualisiert:
von Lars-Ole GrapJürgen Staufer ist ein erfahrener Höhlenretter und unterstützt Fabian und Viktoria Hambüchen bei ihrem Experiment.
Bild: Galileo/ProSieben
55 Stunden gefangen in einer Höhle - genau das mussten Tourist:innen im vergangenen Jahr in Slowenien durchstehen. Wie läuft eine solche Rettung ab? "Galileo" spricht exklusiv mit Jürgen Staufer von der Höhlenrettung Baden-Württemberg - und begleitet in der neuen Folge "Real Survivor" Turn-Olympiasieger Fabian Hambüchen und seine Frau Viktoria beim Höhlen-Experiment.
Was reizt Sie persönlich so an Höhlen? Ist es eher der Nervenkitzel oder die geologischen Geheimnisse?
Jürgen Staufer: Es ist weniger der Nervenkitzel. Was eigentlich reizt, ist, dass man in eine völlig andere Welt eintaucht. Hier hat man Ruhe, Stille, Gelassenheit. Man entschleunigt unheimlich in der Höhle - es ist einfach eine andere Welt.
Was sind die häufigsten Einsatzorte beziehungsweise Vorfälle? Wobei wird die Höhlenrettung am häufigsten gerufen?
Jürgen Staufer: Die Höhlenrettung wird - wie der Name schon sagt - gerufen, wenn in Höhlen etwas passiert. Das kann ganz einfach sein, etwa dass man jemand umknickt und nicht mehr selbst herauslaufen kann. Dann werden wir gerufen und können die Leute entsprechend raustragen. Es geht aber weiter: Wir werden auch hinzugezogen, wenn die Polizei nach Personen sucht und es dort Höhlenschächte gibt, die sonst niemand betreten kann. Das Spektrum ist groß, das wir in diesem Bereich abdecken.
Was raten Sie Besucher:innen? Was ist bei einem Höhlenbesuch zu beachten?
Jürgen Staufer: Es ist immer die Frage, ob man eine geführte Tour macht. Dann hat man einen Guide dabei, der auf alles achtet. Wer auf eigene Faust unterwegs ist, sollte niemals alleine hineingehen - das hat oberste Priorität. Denn wenn man alleine loszieht und nicht mehr herauskommt, vermisst einen ja auch niemand.
Wichtig ist außerdem: Immer draußen Leute informieren - in welche Höhle man geht, wie weit, mit wem und bis wann man wieder zurück sein möchte. Deswegen vereinbaren wir immer beim Höhlenbesuch eine sogenannte Alarmzeit. Gibt man diese Info einem Außenstehenden, meldet dieser, falls man sich nicht zurückmeldet, dass die Gruppe vermisst wird. Dann werden wir von der Höhlenrettung informiert. Wir wissen so, wie viele Personen unterwegs sind, in welcher Höhle, wann sie eingestiegen sind und wie weit sie gehen wollen. Dadurch können wir schon im Vorfeld planen, wie viele Retter wir brauchen und haben alle notwendigen Informationen.
Ein weiterer Punkt ist natürlich die entsprechende Ausrüstung: Kleidung, Neoprenanzug, Schuhwerk, Lampen. Letztere sind dabei besonders wichtig - sie müssen wasserdicht sein und in ausreichender Anzahl mitgeführt werden.
Wie behält man ohne Licht die Orientierung, sollte die Lampe ausfallen?
Jürgen Staufer: Ohne Licht ist man eigentlich verloren. Man hat keine Orientierung. Wir haben es heute ausprobiert - und wir kennen die Höhle. Trotzdem hatten wir massive Probleme, die Richtung beizubehalten oder wiederzufinden. Deshalb gilt: Ausreichend Licht, wirklich wasserdicht und nicht nur eine Lampe. Wir haben meistens drei Lampen pro Person dabei, damit, falls eine ausfällt, noch genügend Licht zur Verfügung steht. Eine ganz wichtige Regel, die man nicht unterschätzen darf, denn ohne Licht gibt es keine Orientierung.
Was wären im schlimmsten Fall die wichtigsten Verhaltensregeln, wenn man in einer Höhle auf unbestimmte Zeit eingeschlossen wird?
Jürgen Staufer: Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren. Sobald man in Hektik gerät, gibt es Probleme. Lampe sparen, Akku sparen. Und was natürlich zur Beruhigung beiträgt, ist, wenn draußen jemand informiert ist, dass man in der Höhle unterwegs ist.
Hatten Sie selbst schonmal Angst in einer Höhle? Oder gab es heikle Situation?
Jürgen Staufer: Angst habe ich eigentlich nicht. Aber man neigt dazu, gewisse Dinge zu unterschätzen - etwa eine enge Stelle, in der man plötzlich hängen bleibt und sich erst wieder befreien muss. Solche Situationen passieren, auch wenn sie eigentlich nicht vorkommen sollten. Denn Selbstüberschätzung kann gefährlich sein: Man denkt, man schafft es schon, doch oft ist das nicht der Fall. Wichtig ist deshalb, rechtzeitig zu sagen: 'Ich gehe zurück' oder 'Heute ist nicht mein Tag, diese Engstelle will mich heute nicht.' Viel hängt auch von der eigenen Tagesform ab.
Drama in der Križna jama: Gruppe über 55 Stunden in überfluteter Höhle gefangen
Die Kreuzberghöhle in Slowenien ist das viertgrößte bekannte unterirdische Ökosystem der Welt. Smaragdfarbene unterirdische Seen, enge Gänge, ein Berg mitten in einer gewaltigen Halle: Wer hier eine Tour bucht, wartet oft Jahre auf einen Platz. Doch der Zauber dieser Höhlenwelt kann in wenigen Augenblicken zur Falle werden.
So wie im Januar 2024, als eine Gruppe von Tourist:innen und Guides nach starken Regenfällen in der Höhle festsaß. Binnen Stunden stieg der Wasserstand dramatisch an, Ausgänge wurden unpassierbar. Über 55 Stunden harrten die fünf Menschen zweieinhalb Kilometer tief im Berg auf einem Felsvorsprung aus - bei nur acht Grad Celsius. Erst als das Wasser wieder sank, konnten sie von Rettungskräften befreit werden. Niemand wurde verletzt, doch die Erfahrung war ein Schock, der deutlich machte, wie unberechenbar und lebensfeindlich die Schönheit solcher Naturwunder sein kann.
Genau diese Mischung aus Faszination und Risiko reizt Fabian und Viktoria Hambüchen. Für "Galileo" wagen sie in der Falkensteiner Höhle ein ähnliches Experiment: 24 Stunden tief unter der Erde. Wie das Experiment genau läuft, siehst du im folgenden Video.
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