Airpark Müritz

Wohnen mit eigenem Flugzeug am Bett? In diesem deutschen Fliegerdorf ist das normal

Aktualisiert:

von Claudia Frickel

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Abheben vom Alltag - Wohnen mit Startbahn vor der Haustür

Videoclip • 11:54 Min • Ab 12


Den eigenen Flieger immer im Blick haben - und (fast) direkt vom Haus aus abheben: Das ist im Airpark Müritz in Mecklenburg-Vorpommern ganz selbstverständlich. Die Bewohner:innen leben in umgebauten Maschinenhallen oder bauen sich Traumhäuser für Menschen und Flugzeuge. "Galileo" schaut sich am Rollfeld um.

Der Traum aller Pilot:innen: Leben mit dem Flugzeug

Wenn Stefan Kunze aus dem Fenster schaut, blickt er direkt auf seine Piper-Maschine. Das Motorflugzeug parkt in einer 220 Quadratmeter großen Garage, die an sein Haus angebaut ist. Die Gebäude sind so konstruiert, dass eine große Glasscheibe den Blick auf den Flieger ermöglicht.

Für den Tischler und Saunabauer hat sich damit ein Lebenstraum erfüllt. Vor fünf Jahren machte er den Flugschein. Nun fliegen er und seine Frau Heidi regelmäßig mit der Piper von Hamburg in den Airpark Müritz. Dort hat das Ehepaar das Haus mitsamt Flugzeughalle gebaut.

Es ist eines der Gebäude in Deutschlands erstem Fliegerdorf in Mecklenburg-Vorpommern. Dieses befindet sich auf einem Gelände, das unter dem Namen Rechlin-Lärz schon seit über 100 Jahren als Start- und Landebahn genutzt wird.

1918 hoben die ersten Maschinen ab. Die Nazis nutzten den Flugplatz ebenso wie nach dem Krieg die Rote Armee. Die Sowjets stationierten dort unter anderem ein Jagdbombergeschwader und eine Hubschrauberstaffel.

1994 wurde Lärz als ziviler Flughafen wiedereröffnet. Schon bald reifte die Idee zum Fliegerdorf. Offiziell ins Leben gerufen wurde es 2010. Doch das erste Wohnhaus entstand erst 2021. Die meisten Leute, die sich auf der ehemaligen Militärbasis angesiedelt haben, lieben das Fliegen.

"Galileo" hat zwei von ihnen besucht - und wirft mit dir einen Blick in ihre Häuser gleich am Rollfeld.

Das ist der Traum eines jeden Piloten, dass man mit dem Flieger direkt zum Haus rollen kann.

Stefan Kunze, Bewohner des Fliegerdorfs

Mit ihrer Piper wohnen die beiden im Airpark Müritz

Bild: Galileo


Was ist eigentlich der Sinn eines Fliegerdorfs?

Du liebst das Fliegen und besitzt vielleicht selbst ein Segel- oder ein Motorflugzeug? Dann solltest du dir vielleicht mal ein Fliegerdorf ansehen:

  • Die ersten "Residential Airparks" entstanden in den 1940er-Jahren in den USA. Sie werden auch Fly-in-Communities genannt, weil Pilot:innen direkt mit ihrem eigenen Flugzeug anreisen können.

  • Sie teilen nicht nur die Begeisterung fürs Fliegen, sondern auch die Infrastruktur - so wie Landebahn und Rollfeld.

  • In den USA gibt es mehr als 600 Fliegerdörfer. Eines der größten und bekanntesten ist Spruce Creek Fly-In in Florida: Auf einer Fläche von 550 Quadratmetern stehen dort 1.300 Häuser, 700 Hangars und 550 registrierte Maschinen. Knapp 5.000 Menschen wohnen dort.

  • Der erste deutsche Ableger, der Airpark Müritz, ist mit 250 Quadratmetern nicht einmal halb so groß. Bis jetzt sind 40 der 80 Grundstücke bebaut.

  • Der Vorteil eines Fliegerdorfs: Du lebst eng mit deinem Flugzeug - es parkt in einem Hangar direkt neben dem Haus. So hast du es immer in der Nähe und im Blick.

  • Von dort aus hast du direkten Zugang zur Startbahn. Deine Maschine rollt einfach vom Hangar zur Piste.

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Hier siehst du den Airpark Müritz mit eigener Start- und Landebahn aus der Vogelperspektive.

Bild: picture alliance / ZB/euroluftbild.de


Vom Shelter für Militärflieger zum stylishen Wohnhaus

Nicht alle der Domizile im Airpark Müritz sind neu. Auf dem Gelände stehen noch zwölf der einst 45 Shelter aus der militärischen Vergangenheit. Und die können Besitzer:innen bewohnen - so wie Flavio Laus.

Während Hangars als Garage oder Werkstatt für Flugzeuge dienen, haben Shelter eine andere Funktion. Sie sind dafür da, Kampfflugzeuge vor Angriffen zu schützen. Darum bestehen sie aus robusten Betonteilen und sind zur Tarnung oft mit Gras überwachsen.

Shelter sind großzügig bemessen, schließlich muss ein Flieger hineinpassen. So kam Flavio ursprünglich zu dem Gebäude. Er suchte eigentlich eine Halle, um sich einen ganz anderen Traum zu erfüllen: einen Doppeldecker selbst zu bauen.

Das macht er jetzt auch in seinem Shelter - und das Projekt entsteht direkt neben seinem Bett. Er hat außerdem Wasserleitungen verlegt, eine zweite Ebene eingezogen und Wohnzimmer, ein Bad sowie eine Küche eingebaut. Der Berliner Maschinenbauingenieur nutzt seinen Shelter jetzt als Wochenendhaus. "Ich entspanne mich hier komplett, direkt auf dem Flugplatz", schwärmt er.

Wie Flavio, Stefan und Heidi in ihren ganz unterschiedlichen Häusern direkt am Flugplatz leben, welche coolen Flugzeug-Details der Tischler in die Wohnräume eingebaut hat und welche Schätze Flavio in seinem Shelter noch aufbewahrt, siehst du in dem Video.


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