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Du magst "Hannibal"? Dann wirst du "Killing Eve" lieben!
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von Anna Tiefenbacher2018, drei Jahre nach dem Serienfinale von "Hannibal", wurde die erste Staffel von "Killing Eve" ausgestrahlt. Beide Thrillerserien legen den Fokus auf die komplexe Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren. Und es gibt noch mehr Parallelen.
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Katz-und-Maus-Spiel
In "Hannibal" bildet die Beziehung zwischen dem Serienmörder Hannibal Lecter (Mads Mikkelsen) und dem FBI-Profiler Will Graham (Hugh Dancy) das Herzstück der Serie. In "Killing Eve" ist es eine ähnlich explosive Verbindung zwischen der Ermittlerin Eve Polastri (Sandra Oh) und der Auftragsmörderin Villanelle (Jodie Comer).
Beide Serien erforschen, wie weit Obsession Menschen gehen lässt. In "Hannibal" als auch in "Killing Eve" sollen die Guten die Bösen jagen, werden dabei selbst teilweise zu den Gejagten und überschreiten ihre moralische Grenzen. Richtig und falsch sind nicht mehr scharf abgegrenzt, alles verschwimmt zu einer einzigen Grauzone, in der nicht nur die Protagonist:innen, sondern auch die Zuschauenden die Orientierung verlieren.
In der ersten Staffel von "Hannibal" gibt es ein großes Gefälle und damit einen feinen Unterschied zur Beziehung in "Killing Eve": Lecter ist ein brillanter Psychiater, der als Gutachter den angeschlagenen Fallanalytiker Will behandeln soll. Will weiß also zu Beginn nicht, mit wem er es zu tun hat, begibt sich vertrauensselig in die Hände eines Psychopathen. Zwischen Eve und Villanelle hingegen sind die Fronten von Anfang an geklärt, sie starten auf Augenhöhe.
Faszinierende Bösewichte
Villanelle und Hannibal töten beide Menschen. Sie sind böse. Sie leben isoliert und einsam, hegen jedoch beide den abwegigen Wunsch jemanden zu finden, der sie trotz ihrer Abgründe liebt und und der bereit ist, Teil ihres Lebens zu werden. Hannibal fasziniert mit seiner Mischung aus Intellekt, Eleganz und tödlicher Präzision – genau wie Villanelle. Sie ist charmant, unberechenbar und stilvoll, aber auch erschreckend brutal. In Will und Eve finden sie Gegenspieler, die einen gewissen Grad an Verständnis für ihre dunklen Seiten aufbringen: Will hat enorm viel Empathie, Eve ist fasziniert von weiblichen Mörderinnen.
Als Zuschauende können wir gar nicht anders: Auch wir sind auf gewisse Weise fasziniert von dem Mörder und der Mörderin. Sie haben beinahe übermenschliche Charakterzüge, so sehr stehen sie außerhalb von Gesellschaft und Norm.
Was die beiden Bösen noch gemein haben, ist ihr Stilbewusstsein. Villanelles durchdachte Outfits unterstreichen ihre Wandelbarkeit, begeistern und überraschen in jeder einzelnen Folge. Und Hannibal liebt seine dreiteiligen Anzüge, in denen er immer unglaublich elegant und imposant wirkt.
Homoerotische Spannung – aber kein Queerbaiting
"Hannibal" wurde von der Kritik für die Darstellung einer intimen Beziehung zwischen zwei Männern gelobt, in "Killing Eve" kämpft Eve vergeblich gegen ihre romantischen Gefühle für Villanelle an – was ihr nicht immer gelingt. Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten, denn die dauerhafte erotische Spannung zwischen den beiden Protagonistinnen ist einer der Gründe, warum die Serie so süchtig macht.
Wofür beide Serien gleichermaßen gelobt wurden: sie betreiben kein Queerbaiting. Bei diesem frustrierenden Phänomen wird mit angedeuteten gleichgeschlechtlichen Liebesbeziehungen gespielt, um ein LGBTQ+-Publikum zu locken – doch dann wird die Beziehung niemals wirklich dargestellt oder besprochen. Das machen sowohl "Hannibal" als auch "Killing Eve" besser. Beiden Serien nimmt man die erotische und romantische Anziehung zwischen den Protagonist:innen ab. Die Beziehungen entfalten sich dabei auf eine natürliche Art und wirken nicht erzwungen.
Keiner der Charaktere wird durch seine Sexualität definiert. So wird die noch immer weit verbreitete Annahme korrigiert, dass Menschen heterosexuell sind, sofern sie nicht explizit etwas anderes sagen. Sexualität ist ein Spektrum, das rufen beide Serien ganz beiläufig ins Gedächtnis.