Rekordhalter

Das größte Wohnhaus Deutschlands: "taff" besucht das Unicenter in Köln

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von Julia W.

Das Unicenter in Köln wurde in den 1970er-Jahren gebaut. Damals galt es als kühnes Experiment.

Bild: Imago Images / Panama Pictures


Mit fast 1.000 Wohnungen auf 134 Meter Höhe ist das Unicenter in Köln nicht nur das größte Wohnhaus Deutschlands, sondern auch eines der höchsten in Europa. "taff" hat das Mega-Gebäude und seine Bewohner:innen besucht.

Wer in Köln auf der Luxemburger Straße stadtauswärts fährt, kann es kaum übersehen: ein grauer Gigant aus den 1970er-Jahren, der sich wie eine Betonfestung in den Himmel schiebt. Mit 134 Metern Höhe, 45 Stockwerken, 968 Wohnungen und rund 2.000 Bewohner:innen ist das Unicenter das größte Wohnhaus Deutschlands - und eines der höchsten in Europa.

Ein "kühnes Experiment" der 1970er-Jahre

Der Bau begann 1971, nur zwei Jahre später war das "kühne Experiment", wie es damals genannt wurde, bezugsfertig. 90 Millionen D-Mark kostete das Mammutprojekt. Architekt Werner Ingendaay, der auch das alte Ulrich-Haberland-Stadion in Leverkusen entwarf, schuf damit ein Gebäude, das Kölns Skyline bis heute prägt - und sogar eine Rolle in der Filmgeschichte spielte.

Nur zwei Jahre nach seiner Eröffnung diente das Unicenter als Kulisse für den Filmklassiker "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" mit Mario Adorf und Hannelore Hoger.

Die Bewohner:innen: Von Bafög-Empfänger:in bis Millionär:in

Drei unterschiedlich hohe Gebäudeflügel formen ein Y - und je höher die Etage, desto exklusiver werden die Wohnungen: vom möblierten Neun-Quadratmeter-Apartment bis hin zum Penthouse mit Panoramablick über den Rhein. Rund 60 Prozent der Wohnungen wurden als Eigentum verkauft, die übrigen - im sogenannten "I-Flügel" - werden vom Kölner Studierendenwerk verwaltet. Dort sind 378 Apartments für Studierende reserviert.

Wer aus den oberen Stockwerken blickt, hat wahlweise den Dom und die Innenstadt im Blick oder schaut über den Grüngürtel hinweg bis nach Bonn und ins Siebengebirge. In den unteren Etagen des Unicenters finden sich Kioske, ein Fitnessstudio, ein Friseursalon und zahlreiche Gastronomie-Angebote. Binnen Minuten lassen sich hier im Schlafanzug die wichtigsten Dinge des Alltags erledigen. Die Rezeption des Unicenters ist rund um die Uhr besetzt, sieben Tage die Woche.


Ein Hochhaus voll persönlicher Geschichten

Doch wie gefällt es den Bewohner:innen im größten Wohnhaus Deutschlands? Das Team von "taff" trifft unter anderem Christine, 27 Jahre alt. Seit einem Jahr bewohnt sie im 7. Stock des Studentenflügels ein kleines Apartment, das kaum mehr als eine Schlafkoje und eine Kochnische bietet. 320 Euro zahlt sie dafür monatlich. Anfangs war sie skeptisch, heute aber fühlt sie sich im Betonkoloss zu Hause.

Nur ein paar Etagen tiefer betreiben Adelina und Amin seit acht Jahren ihren Friseursalon - doch der Laden ist längst mehr als das: "Man hat nicht das Gefühl, man ist hier Kunde, sondern Freund", sagen Stammkunden Wolfgang und Francesco, die erst vor Kurzem ins Unicenter gezogen sind. Das Paar teilt sich eine 83-Quadratmeter-Wohnung im 27. Stock, warm für 1.450 Euro. Ihr erstes Date führte sie damals ins Hochhaus - wegen des atemberaubenden Blicks über die Stadt.

Liebesgeschichten zwischen Betonwänden

Auch für Jody und Roberto begann hier ihre Liebesgeschichte. Der US-Amerikaner Jody zog vor über 25 Jahren ins Unicenter, dann kaufte er seine 120-Quadratmeter-Wohnung im 39. Stock für 210.000 Euro. "Mein Traum war immer ein Hochhaus in Manhattan. Als ich die Möglichkeit hatte, hier einzuziehen, war ich begeistert."

Schon vorher bewohnte Jody eine kleinere Mietwohnung in der 17. Etage. Dann verliebte er sich in Roberto, einen Freund seines Nachmieters. Heute zählen die beiden zu den dienstältesten Bewohner:innen im Haus. "Das Unicenter hat vielleicht nicht den besten Ruf außerhalb in Köln, aber die Leute, die hier wohnen, ziehen manchmal nie aus", sagt Jody.

So viel kostet das Leben im Unicenter

Das Leben im Betonriesen hat seinen Preis. Zwar sind die Mieten vergleichsweise günstig, doch selbst Eigentümer:innen zahlen hier ein monatliches Hausgeld, das Concierge, Aufzüge und Reparaturen finanziert. Wie hoch das Hausgeld ausfällt, hängt von den bewohnten Quadratmetern ab.

Jurist Erik etwa, der vor drei Jahren eine 130-Quadratmeter-Wohnung für 380.000 Euro erwarb, zahlt monatlich 1.500 Euro. Für ihn ist das Hochhaus dennoch ein Glücksfall.

Auch Sandrine, seit Jahrzehnten Bewohnerin im 39. Stock, zog es mit ihrem Mann einst wegen der Aussicht in das Mega-Wohnhaus. Nach dem Tod ihres Mannes lebt sie allein in der 70-Quadratmeter-Wohnung, die die beiden einst für 190.000 Euro kauften - ein echtes Schnäppchen. Heute zahlt sie monatlich knapp 800 Euro Hausgeld. "Das ist schon ein bisschen happig", findet sie. Doch ausziehen will sie nicht.

Einblicke ins Dorf mitten in der Großstadt

Denn trotz seiner enormen Größe ist das Unicenter kein Brennpunkt-Hochhaus, sondern vermittelt vielmehr Dorf-Atmosphäre mitten in einer Millionenstadt. Die "taff"-Reportage "Wie lebt es sich in Deutschlands größtem Wohnhaus?" zeigt, wie die Bewohner:innen im Unicenter wohnen und gibt seltene Einblicke in das Innenleben des größten Wohnhauses Deutschlands.


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