Faktencheck
Geschichte hautnah: Wie realistisch ist "Versailles" über Louis XIV.?
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von Rebecca NiebuschZahlreiche Filme und Bücher erzählen vom Sonnenkönig Louis XIV. Die Macher von "Versailles" haben sich trotzdem noch einmal daran gewagt und drei Staffeln der History-Serie produziert. Aber wie nah ist die Show tatsächlich an der Geschichte?
Wir schreiben das Jahr 1667. Louis XIV. ist gerade 28 Jahre alt. Nach dem Tod seiner Mutter verlegt er das Zentrum der politischen Macht von Paris nach Versailles. Dort möchte er aus der ehemaligen Jagdresidenz ein pompöses Anwesen errichten. Doch der verschwenderische Lebensstil des jungen Königs bringt die Finanzierung ins Wanken. Seine zahlreichen Affären und die politischen Intrigen seiner Gegner werden ihm langsam gefährlich.
So beginnt die erste Staffel von "Versailles". Im Vergleich zu einer Geschichtsstunde scheint auf den ersten Blick das Drama wichtiger als die historischen Fakten zu sein. Wie realitätsgetreu ist die Serie wirklich?
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Pomp mit Riesen-Budget
Die Serie "Versailles" sorgte bei ihrer Premiere im Jahr 2015 vor allem wegen ihres Produktionsbudgets von etwa 30 Millionen Euro für Schlagzeilen. Damit galt die erste Staffel (mit zehn Episoden) als die bisher teuerste europäische Produktion. Die Drehorte, Kostüme und Ausstattung dürften dabei am meisten ins Gewicht gefallen sein.
Die Schauplätze von "Versailles"
Der originale Spiegelsaal und die Gärten von Versailles tauchen in der Serie auf, genauso wie der Haupteingang und einige Gemächer. Die meisten Szenen wurden jedoch nicht auf dem berühmten Gelände gedreht. Eine Reihe von Châteaus in Frankreich dienten als Kulisse für viele Szenen. Da Versailles zu Beginn der Serie noch im Bau ist, ergibt das inhaltlich auch Sinn. Die historischen Locations verleihen der Serie trotzdem Authentizität.
Die opulente Ausstattung und das Styling der Darsteller:innen versetzen die Zuschauer:innen direkt in die Zeit des Sonnenkönigs. Dafür hat Kostümbildnerin Madeline Fontaine gesorgt. Die Dekadenz des Adels wird durch den großzügigen Einsatz von Spitze auf der Kleidung betont. Ebenso ist der Schnitt der Kleidung an die Zeit angepasst. Allerdings sitzt der Ausschnitt der Kleider nicht auf der Schulter wie damals üblich, sondern etwas tiefer - wohl um modernen Sehgewohnheiten zu entsprechen.
Kritik gibt es dennoch: für die Auswahl der Stoffe. Teilweise wurden Materialien verwendet, die nicht in die Zeit von Louis XIV passen. Auch die Haarpracht sah im 17. Jahrhundert anders aus. Die Frisuren der Darsteller:innen sind zwar lockig-glänzend gestylt, erreichen aber nicht das Volumen, wie es etwa auf Porträts von Louis XIV. zu sehen ist. Der Einsatz von Perücken wäre historisch treffender gewesen.
Trotz des aufwändigen Stylings sind die Looks also nicht konsequent an das historische Setting angepasst. Auch die Gesichter der Schauspieler:innen wurden nicht so weiß gepudert, wie es den Gepflogenheiten entsprach.
Drama statt Geschichtsunterricht
Die allgemeine Einschätzung von Kritiker:innen lautet, dass sich "Versailles" zwar grob an den historischen Verlauf der Ereignisse im Leben des Sonnenkönigs hält, die wahren Begebenheiten allerdings mit einer ordentlichen Portion Drama - also Partys und Sex - anreichert. Genau wie die Macher:innen können wir nur spekulieren, wie sich manche Situationen im echten Leben des Königs ereignet haben.
Einigen Zuschauer:innen fehlt außerdem die konkrete historische Einbettung der Handlungen. Wer führt hier gerade welchen Krieg gegen wen? Wenn es gerade vorrangig um die Geschichten der Protagonist:innen und deren Gefühle geht, tritt dieser Aspekt in den Hintergrund.
Mehr historisches Drama gefällig?
Schauspieler:innen bekommen Lob
Lob gibt es wiederum für die Darstellung des höfischen Lebens durch die Schauspieler:innen, die die Story so richtig zum Leben erwecken. George Blagden (auch bekannt aus "Vikings") mimt den exzentrischen Sonnenkönig. Auch Alexander Vlahos sticht heraus. Er verkörpert den Bruder des Königs und steht in der ersten Staffel im Zentrum der Handlung.
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Fazit: Wie authentisch ist "Versailles" wirklich?
Schlussendlich ist die Serie "Versailles" eine Mischung aus Fakt und Fiktion - mit dem vorrangigen Ziel, zu unterhalten. Ob die Vermischung von realen Ereignissen der Geschichte und der Fantasie des Autor:innen-Teams gelungen ist? Das muss am Ende jede:r Zuschauer:in selbst entscheiden. Mit dem Hype um "Bridgerton" und dem Regency-Trend im Hinterkopf scheinen freiere Neuinterpretationen historischer Stoffe genau den Zeitgeist zu treffen.
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