Filmkritikerin Antje Wessels

Die Oscars 2026: Die Favoritinnen in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin"

Aktualisiert:

von Antje Wessels

Antje Wessels und drei Damen, die gute Chancen auf den Oscar haben (v. l.): Jessi Buckley in "Hamnet", Julia Roberts in "After The Hunt" und Renate Reinsve in "Sentimental Value".

Bild: IMAGO / Cinema Publishers Collection (2), picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Christian Belgaux, Shutterstock (2), 2025 Shutterstock AI/Shutterstock


Bei der 98. Verleihung der Academy Awards am 16. März 2026 konkurrieren fünf Schauspielerinnen um den Sieg in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin". Um deine Chancen beim Tippspiel zu erhöhen, stellen wir dir im Folgenden die heißesten Oscar-Anwärterinnen vor.


Die Oscars am 15. März 2026 ab 23:45 Uhr verfolgen


Seit der allerersten Oscar-Verleihung am 16. Mai 1929 wird jährlich der Preis für die beste weibliche Schauspielleistung verliehen. Bis heute wurden 97 Trophäen an 80 Darstellerinnen überreicht. Hollywood-Legende Katherine Hepburn führt das Feld der Meistnominierten an. Sie erhielt die Auszeichnung viermal, trat jedoch nie persönlich auf. Frances McDormand folgt mit drei Preisen, darunter für "Fargo" und "Nomadland". Acht weitere Schauspielerinnen gewannen zweimal. Darunter Ingrid Bergman, Elizabeth Taylor und Jodie Foster. Wer wird sich in diesem Jahr in diese Liste einreihen?

Starke Prognosen: Die Favoritinnen

Seit Chloé Zhaos "Hamnet" beim Filmfestival von Toronto gezeigt wurde, gilt Jessie Buckley als Favoritin für die Beste Hauptdarstellerin. Ihre Performance ist der emotionale Anker des Films, dessen renommierte literarische Vorlage ebenfalls Oscar-Potenzial bietet. Ausländische Produktionen haben allerdings gelegentlich Nachteile gegenüber US-Filmen. Ob das bei dem britischen "Hamnet" zutrifft, bleibt abzuwarten.

Unter den Top drei findet sich aktuell eine Überraschungskandidatin: Renate Reinsve in Joachim Triers "Sentimental Value". Buchmacher:innen rechnen der Norwegerin große Chancen aus, obwohl ausländische Filme oft unter fehlender Hollywood-Reputation leiden. Doch der Film erhielt bisher ein herausragendes Festival-Echo. Auch Joachim Triers letzter Film "Der schlimmste Mensch der Welt" war ein Kritikerliebling.

Julia Roberts besitzt in dieser Saison das größte Oscar-Standing. In "After The Hunt" spielt sie die unnahbare Philosophie-Professorin Alma in einem Drama über die Aufklärung eines möglichen Missbrauchsfalls. Ihre Figur ist unbequem, Roberts würde vor allem für ihr Schauspiel ausgezeichnet, nicht für Sympathien. Je nach Konkurrenz könnte das entscheidend sein.

Auf ein Neues: Alte Bekannte

Bereits im vergangenen Jahr wurde der weibliche Cast der Musicalverfilmung "Wicked" für Oscars nominiert: Cynthia Erivo in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin", Ariana Grande als beste Nebendarstellerin. Wie das Filmstudio die beiden Schauspielerinnen in diesem Jahr in den Kategorien platziert, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht absehbar. Geht man nach der Verleihung 2025 dürften für Cynthia Erivos Kombination aus Gesang, Drama und emotionaler Tiefe auch diesmal wieder Auszeichnungschancen bestehen.

Der griechische Regisseur Yorgos Lanthimos war bereits dreimal bei den Oscars präsent. Seine stets mit viel absurdem Humor angereicherten Filme fördern immer wieder auch grandiose Schauspielleistungen zutage. So wie in diesem Jahr "Bugonia". In dem Film verkörpert Emma Stone eine Firmen-CEO, die von zwei Verschwörungstheoretikern für ein Alien gehalten und entführt wird. Ungewöhnlicher Oscar-Stoff. Doch seit September taucht Stone kontinuierlich in den Top fünf der Buchmacher:innen auf.

Viermal wurde Jennifer Lawrence bereits für einen Oscar nominiert. 2013 konnte sie den Preis für "Silver Linings" gewinnen. Auch in diesem Jahr gehört Lawrence zum erweiterten Favoritinnenkreis. Ihrer psychisch und physisch herausfordernden Performance in Lynne Ramseys rauschhafter Romanverfilmung "Die My Love" sei Dank. Obwohl die Stimmen zum Film selbst gemischt ausfallen, könnte Lawrence nicht nur von ihrer Bekanntheit profitieren. Auch die Tatsache, dass sie sich nach längerer Schauspielabstinenz mit einer anspruchsvollen Rolle zurückmeldet, dürfte vielen Academy-Mitgliedern gefallen.

Außenseiterinnen im Fokus: Wer sonst noch Chancen hat

Im August tauchte Rose Byrne das erste Mal auf dem Oscar-Radar auf. Seither befindet sich ihre Performance in dem Drama "If I Had Legs, I’d Kick You" kontinuierlich an den Prognoserändern mit Tendenz, sich hochzuarbeiten. Byrnes Leistung wird stets als kraftvoll und intensiv beschrieben. Auch bei ersten Festivalvorführungen erntete der Film über eine Mutter im Ausnahmezustand viel Lob. Doch die Produktion ist klein, was bei Oscar-Kampagnen häufig eine niedrigere Sichtbarkeit zur Folge hat.

Das gleiche Problem könnte auch für eine etwaige Nominierung von Amanda Seyfried eine Rolle spielen. Zwischen zehn und elf Millionen US-Dollar soll das historische Porträt "The Testament Of Ann Lee" gekostet haben. Da ist oft nicht viel Budget für eine ausgeklügelte PR-Kampagne übrig. Doch wie bekannt ist, stehen die Academy-Mitglieder auf geschichtsträchtigen Stoff. Im Film verkörpert Seyfried die Gründerin der religiösen Shaker-Bewegung, die von ihrer Anhänger:innen zu Lebzeiten hoch verehrt wurde.

In Kathryn Bigelows Thriller "A House Of Dynamite" bleibt vor allem die Leistung von Rebecca Ferguson im Gedächtnis. Darin wird sie als leitende Offizierin des White House Situation Rooms mit dem Einschlag einer herannahenden Atomrakete konfrontiert. Mit einem ausdrucksstarken Mienenspiel und prägnanter Gestik verkörpert sie eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs. Zum jetzigen Zeitpunkt ist sie in den Top zehn mehrerer Prognosen präsent.

Des Weiteren tauchen hier seit Kurzem auch die Namen Sydney Sweeney und Tessa Thompson auf. Der "Euphoria"-Star Sweeney verkörpert in dem Boxerinnen-Porträt "Christy" die Boxerin Christy Martin und erntete dafür erste euphorische Pressestimmen. Marvel-Star Thompson schlüpft für "Hedda" in die Rolle der Hedda Gabler, der Hauptfigur des gleichnamigen Dramas von Hendrik Ibsen. Sie gilt als eine der komplexesten und psychologisch faszinierendsten Frauenfiguren in der Theaterliteratur. Ein wichtiges Argument für eine mögliche Auszeichnung.

Wenn es nach mir geht, holt Julia Roberts den Oscar in diesem Jahr nach Hause. Ihre Leistung in "After The Hunt" hat mich komplett umgehauen. Der Hollywoodstar ist in der Form seines Lebens. Doch wer sich am Ende wirklich durchsetzt, erfahren wir in der Nacht vom 15. auf den 16. März 2026 ab 23:45 Uhr auf ProSieben und Joyn.

Mehr entdecken