Die Award-Saison steht an

Oscars 2026: Das sind die Favoriten in der Kategorie "Bester Hauptdarsteller"

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von Antje Wessels

Filmkritikerin Antje Wessels hat klare Oscar-Favoriten: Mit dabei sind Timothée Chalamet im Film "Marty Supreme", Micheal B. Jordan in "Blood & Sinners" und Leonardo DiCaprio in "One Battle After Another".

Bild: 2025 Warner Bros. Entertainment Inc., IMAGO / Landmark Media (2), Shutterstock (2), 2025 Shutterstock AI/Shutterstock


Die Auszeichnungen für "Bester Film", "Beste Regie", "Bester Hauptdarsteller" und "Beste Hauptdarstellerin" zählen zu den wichtigsten bei den Oscars. Aber wer hat 2026 die größten Chancen auf den Goldjungen?


Die Oscar-Verleihung in der Nacht vom 15. auf den 16. März 2026 ab 23:45 Uhr ansehen


Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences ist eine Art Club für Filmprofis. Er entscheidet jährlich darüber, welche Filme, Schauspieler:innen und andere Kreative aus der Filmbranche mit dem Oscar ausgezeichnet werden. In den Schauspielkategorien geht es nicht nur nach Leistung. Es spielen viele Faktoren eine Rolle. Genre und Rollenart sind entscheidend: Dramatische Figuren, Filmbiografien, Transformationen und innere Konflikte haben bessere Chancen als reine Action- oder Genre-Performances. Auch das Timing zählt. Filme, die kurz vor der Award-Saison starten, bleiben präsenter. Aufwendige PR-Kampagnen erhöhen Sichtbarkeit und Gewinnchancen. Zudem kann der Überraschungseffekt Außenseiter ins Rampenlicht rücken, wenn sie kurz vor den Nominierungen plötzlich Kritikerlob erhalten.

Von Anfang an dabei: Die Langzeitfavoriten

Manche Schauspieldarbietungen brennen sich sofort ins Gedächtnis und bleiben dort bis zum Abstimmungstag. Eine der ersten in dieser Festivalsaison: Michael B. Jordans Doppelrolle im historischen Vampirhorrorfilm "Blood & Sinners". Darin spielt der "Creed"-Star ein ungleiches Brüderpaar, das bei der Eröffnung einer Bar mit Blutsaugern konfrontiert wird. Jordans Leistung bleibt vor allem deshalb im Kopf, weil es ihm gelingt, die Zwillinge Smoke und Stack so unterschiedlich zu verkörpern. Man erkennt erst spät, dass beide von derselben Person gespielt werden.

Eine ganz andere Rolle übernimmt Leonardo DiCaprio in Paul Thomas Andersons Actionthriller "One Battle After Another". Der für "The Revenant" bereits mit dem Oscar ausgezeichnete Schauspieler überzeugt mit einer Leistung, für die er die gesamte Bandbreite seiner Kunst abruft. Zudem befindet sich DiCaprio seit Jahren auf dem Radar der Academy und besitzt große Reputation. Aktuell steht er in vielen Prognosen sogar auf Platz eins.

Noch nicht den Ruf des Charakterdarstellers besitzt der ehemalige Wrestler und Hollywoodstar Dwayne Johnson. Doch spätestens seit der Weltpremiere seines auf wahren Ereignissen beruhenden Sportlerdramas "The Smashing Machine" gilt er vielen Expert:innen als heißer Kandidat für eine Nominierung als "Bester Hauptdarsteller". Denn nicht nur Filmbiografien ziehen die Aufmerksamkeit der Academy auf sich. Auch Transformations-Rollen hinterlassen Eindruck. Außerdem schätzen die Abstimmenden es, wenn ein Star mit einem starken Auftritt einen Imagewechsel wagt.

Gut positioniert: Die naheliegenden Kandidaten

Wie Dwayne Johnson zeigt, ziehen vor allem Verkörperungen bekannter Persönlichkeiten die Aufmerksamkeit der Academy auf sich. Besonders dann, wenn Schauspieler die Sprechart und Bewegungen ihrer Vorbilder perfekt treffen. Auch dieses Jahr dürften weitere solcher Performances unter die Nominierten in "Bester Hauptdarsteller" kommen. "Dune"-Star Timothée Chalamet steht mit seinem Tischtennis-Biopic "Marty Supreme" bereits hoch im Kurs der Buchmacher:innen und rangiert aktuell in den Top 3.

Ihm dicht auf den Fersen ist Jeremy Allen White als Bruce Springsteen in "Springsteen: Deliver Me from Nowhere". Bekannt aus "The Bear", spielt er eine typische Oscar-Rolle mit viel Screentime. Aber er hat noch keinen Superstar-Status und könnte von bekannteren Konkurrenten überholt werden.

Zum Beispiel von George Clooney in Noah Baumbachs "Jay Kelly". Der "Ocean's Eleven"-Star mimt darin einen alternden Schauspieler, der sich mitten in einer Existenzkrise befindet. Sowas kommt bei den Wähler:innen immer gut an. Zusammen mit Clooneys Anerkennung bei der Academy liegt es nah, dass dieser sich in den Prognosen stets unter den Top 5 befindet. Der Film selbst fuhr dagegen gemischte Kritiken ein. Das könnte gegen eine Nominierung sprechen.

(Noch) nicht hoch im Kurs: Die Außenseiter

Manche Schauspieler brauchen erst einen kleinen Aufmerksamkeits-Push, um sich in den Köpfen der Academy-Mitglieder festzusetzen. Dafür kommt es oft darauf an, wie gut der Film bei Kritiker:innen und Publikum abschneidet. Etwas, das sich meist erst kurz vor der Abstimmungsphase entscheidet. Zum jetzigen Zeitpunkt leidet Colin Farrell unter den mauen Reaktionen auf die Romanverfilmung "Ballad of a Small Player". Obwohl er in dem Glücksspiel-Drama eine seiner besten Leistungen abliefert. Manche Kritiken klingen hingegen überschwänglich. Zudem hat sich der deutsche "Konklave"-Regisseur Edward Berger in den vergangenen Jahren zu einem Academy-Liebling entwickelt. Zumindest an den Favoritenrändern taucht Farrells intensiv-vielschichtige Leistung immer wieder auf.

Ähnlich wie Jesse Plemons in Yorgos Lanthimos' ungewöhnlicher Sci-Fi-Komödie "Bugonia". Der griechische Regisseur ist durch Filme wie "The Favourite" und "Poor Things" bekannt geworden und wird bei wichtigen Filmpreisen gern gesehen. Auch Plemons hat einen guten Ruf in Hollywood und wird häufig als Favorit genannt. Ob die Aufmerksamkeit für "Bugonia" nur ein vorübergehender Trend ist oder Plemons dauerhaft zu den Spitzenkandidaten gehört, bleibt abzuwarten. Seine Darstellung bleibt auf jeden Fall im Gedächtnis. Selten wurde ein Verschwörungstheoretiker so überzeugend gespielt.

Es mag überraschen, dass Daniel Day-Lewis bei den Außenseitern für "Bester Hauptdarsteller" genannt wird. Er ist für seinen Perfektionismus bekannt und gilt als einer der angesehensten Schauspieler Hollywoods. Schon sein Comeback für "Anemone", das Regiedebüt seines Sohnes Ronan, sorgt für Aufmerksamkeit. Prestige, Legendenstatus und Medieninteresse können die Chancen auf eine Nominierung erhöhen. Gleichzeitig sind die Erwartungen an jemanden wie Lewis sehr hoch. Nach einer angekündigten Karrierepause wird seine Rückkehr genau beobachtet.

Ein weiterer Außenseiter, der oft in Prognosen genannt wird, ist Brendan Fraser in der in Tokio spielenden Tragikomödie "Rental Family". Wie schon in "The Whale" könnte er besonders mit einer emotionalen Darstellung überzeugen. Auch Wagner Moura, Hauptdarsteller von "The Secret Agent", könnte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Er ist ein international bekannter Schauspieler mit künstlerischem Profil. Ähnliches gilt für Lee Byung-hun in Park Chan-Wooks "No Other Choice". Er bringt als internationaler Star mehr Vielfalt ins Teilnehmerfeld, auch wenn er in Hollywood noch nicht sehr bekannt ist.

Meine Prognose: Wenn der Oscar-Hype rund um "One Battle After Another" bis zur Verleihung im März bestehen bleibt, sehe ich für Leonardo DiCaprio den zweiten Oscar-Gewinn kommen. ProSieben und Joyn übertragen die Verleihung in der Nacht vom 15. auf den 16. März 2026 ab 23:45 Uhr.

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