Zaz ist auf ihrem neuen Album gesund und munter

Sogar in einem Land wie unserem, das seine Musik in den höheren Charts-Sphären am liebsten auf Deutsch oder Englisch serviert bekommt, ist Zaz seit Jahren immens erfolgreich. Schon seit ihrer Hitsingle "Je veux", die vor gut 15 Jahren veröffentlicht wurde, entern ihre Alben immer wieder die Top 10 der deutschen Albumcharts. Aber auch in anderen Ländern liebt man die am 1. Mai 1980 in Tour geborene Sängerin und Songwriterin, die mit bürgerlichem Namen Isabelle Geoffrey heißt. Der leider 2018 verstorbene armenisch-französische Weltstar und Chansonnier Charles Aznavour erklärte ihren Ruhm zu Lebzeiten einmal so: "Zaz hat eine starke natürliche Anziehungskraft, kann alles singen und dringt direkt zu deiner Seele durch. Sie geht so weit, wie sie nur gehen kann – und dann noch weiter. Sie hat bereits jetzt eine einzigartige Karriere, eine Anhängerschaft und internationale Anerkennung. Sie ist die erste französische Sängerin seit langer Zeit, der es gelingt, so enorm populär zu sein."

Nun gibt es ein neues Album von Zaz und das könnte genau der Balsam für die Seele sein, den wir gerade alle gebrauchen können, wenn uns die Nachrichten mal wieder an der Welt verzweifeln lassen. Das deutet schon der Titel an: "Sains et saufs", was ins Deutsche übersetzt ungefähr "gesund und munter" bedeutet. Diese Worte sind mit Bedacht gewählt, denn tatsächlich wie Zaz mit diesen elf Liedern, die zwischen Chanson und Pop changieren, vermitteln, was sie selber im Leben gelernt hat: "Ich habe verstanden, dass, wenn ich der Welt helfen, sie etwas besser machen will, dann muss es zuerst mir gut gehen. Geht’s mir nicht gut, kann ich der Welt nicht helfen." So sagte sie es in einem Interview mit SR Kultur. Diese Erkenntnis resultierte aus einem Heilungsprozess in ihrem eigenen Leben. Der "Frankfurter Rundschau" verriet sie kürzlich: „Heute trinke ich weder Alkohol noch Kaffee, ich esse kein Fleisch, ich rauche nicht mehr. Obwohl ich seit meinem 13. Lebensjahr Suchtprobleme hatte, weil ich in allem sehr extrem bin – sei es emotional oder in Bezug auf Genussmittel. Ich kann nicht bloß von Zeit zu Zeit ein Glas Alkohol trinken oder eine Zigarette rauchen, sondern habe mal eben drei Packungen weggequalmt." Während der Pandemie habe sie dann beschlossen, mit 40 ihre Lebensgewohnheiten zu ändern. „Das ziehe ich jetzt seit fünf Jahren konsequent durch und bin stolz darauf.”

Wer glaubt, packende, emotionale Musik entsteht besser in Verbindung mit Rauschmitteln, wird von "Sains et saufs" eines Besseren belehrt. Das merkt man schon im Titelsong: Eine poppig-melodisch Gitarrenballade, die sich zu einem weltumarmenden Refrain aufbaut. In "Mon Cœur, tu es fou", inspiriert von einem Gedicht der großen iranischen Dichterin Forough Farrokhzad, sind es die hymnischen Gitarren und Zazs rauchige Stimme, für die sie augenscheinlich keine Kippen braucht, die uns in den Bann ziehen. Auch das Duett mit dem französischen Sänger und Songwriter Raphaël, "Une passerelle vers la mer" hat diese ansteckend heilende Kraft und eine wunderschöne Pianobegleitung. Ausfälle gibt es auf "Sains et saufs" keinen einzigen – und das dürfte eher beweisen, dass eine "gesunde und muntere" und suchtfreie Zaz ihre Kunst vielleicht heute noch ein bisschen klarer beherrscht.